Mehr Lebenszeit dank DIVA
Erlanger Studie belegt Erfolg des hochmodernen Operationsverfahrens bei bösartigen Hirntumoren
Für den Erfolg der Therapie ist das Ausmaß der Tumorentfernung entscheidend: Dessen waren sich die Ärzte der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Erlangen schon lange sicher. Deshalb setzen sie bei der Entfernung von Hirntumoren seit einigen Jahren das hochmoderne Operationsverfahren DIVA ein und forschen zudem an dessen Weiterentwicklung. Im Rahmen einer klinischen Studie konnten die Erlanger Experten nun nachweisen, dass DIVA nicht nur die Präzision und die Sicherheit bei den Eingriffen signifikant erhöht. „Die Daten belegen, dass sich der Behandlungserfolg auch deutlich auf das Überleben der Patienten auswirkt“, erläutert PD Dr. Nicolai Savaskan, Leiter der Experimentellen Neurochirurgie.
„Betroffene, deren Hirntumor mithilfe von DIVA komplett entfernt wurde, gewinnen damit durchschnittlich 4,5 Monate mehr Lebenszeit im Vergleich zu Erkrankten, bei denen eine herkömmliche Operationsmethode angewendet wurde.“ Die Studienergebnisse wurden nun in der Ausgabe 12/2016 der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Oncotarget“ veröffentlicht (Supra‑complete surgery via dual intraoperative visualization approach (DiVA) prolongs patient survival in glioblastoma. Ilker Y. Eyüpoglu, Nirjhar Hore, Andreas Merkel, Rolf Buslei, Michael Buchfelder, Nicolai Savaskan).
Bösartige von gesunden Zellen unterscheiden
Für ihre klinische Studie werteten die Wissenschaftler die Daten von 105 Patienten des Uni-Klinikums Erlangen mit der Diagnose Glioblastom aus. Die Schwierigkeit bei der Behandlung dieser bösartigen primären Hirntumoren besteht darin, dass der Operateur so viel Tumormasse wie möglich entfernen muss, ohne dabei gesundes Hirngewebe zu beeinträchtigen. „Mit bloßem Auge lassen sich bösartige und gesunde Zellen allerdings nicht voneinander unterscheiden“, erklärt Prof. Dr. Ilker Eyüpoglu, Geschäftsführender Oberarzt der Neurochirurgie des Uni-Klinikums Erlangen. „Im OP-Saal arbeiten wir parallel mit einem Magnetresonanztomografen und einem Fluoreszenzmikroskop, um schon während des Eingriffs möglichst alle Tumorzellen sichtbar machen und herausschneiden zu können.“ Daher kommt auch der Name des Verfahrens, denn DIVA steht für Dual Intraoperative Visualisation Approach, also die zweifache optische Darstellung während der Operation. Die Erlanger Neurochirurgen waren weltweit unter den Ersten, die diese hochmoderne Methode einsetzten.
Einzelne Krebszellen können erkannt und entfernt werden
„Dank DIVA können wir den Hirntumor nicht nur komplett, sondern wir sagen supra-komplett entfernen“, berichtet PD Savaskan. „Denn mit dem Verfahren ist es uns möglich, sogar einzelne Krebszellen sichtbar zu machen, also das ganze Ausmaß des Tumors zu erfassen und präzise gegen ihn vorzugehen. So schaffen wir die ideale Basis für die anschließende Bestrahlung und Chemotherapie.“ Von den 105 in die Studie eingeschlossenen Fällen war es bei 30 möglich, DIVA zu nutzen. Die Auswertung der Daten zeigte nun, dass diese Patienten – im Vergleich zu den anderen 75, die mit einer herkömmlichen Methode operiert wurden – durchschnittlich 4,5 Monate hinzugewannen: Ihre Lebenszeit nach dem Eingriff verlängerte sich von 14 auf 18,5 Monate (Durchschnittswerte). „Zum einen verbessert DIVA die OP-Resultate und den klinischen Verlauf“, sagt PD Savaskan. „Zum anderen verschafft DIVA unseren Patienten, deren Heilung uns leider immer noch nicht möglich ist, ein längeres und beschwerdefreieres Leben.“
Die Studie im Netz: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27036027
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