Nachhaltige Rohstoffe für die Industrie

Ulrike Scharf (Mitte), Bayerische Ministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, hat bei der Auftaktveranstaltung den Bewilligungsbescheid für den Forschungsverbund BayBiotech über 2 Millionen Euro übergeben. Prof. Dr. Rainer Buchholz (dritter von rechts), Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik an der FAU, wird das Projekt koordinieren. (Bild: StMUV)
Ulrike Scharf (Mitte), Bayerische Ministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, hat bei der Auftaktveranstaltung den Bewilligungsbescheid für den Forschungsverbund BayBiotech über 2 Millionen Euro übergeben. Prof. Dr. Rainer Buchholz (dritter von rechts), Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik an der FAU, wird das Projekt koordinieren. (Bild: StMUV)

FAU-Wissenschaftler koordinieren neuen Projektverbund zur Entwicklung biotechnischer Prozesse für den industriellen Einsatz

Die Industrie ist im Umdenken begriffen: Weg von endlichen Ressourcen, hin zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Produktion. Anwendungen der Industriellen Biotechnologie (IBT) verfügen über ein großes Potenzial, Produktionsverfahren auf biologischer Basis zu entwickeln und so diese Umstellung voranzutreiben.

Im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) hat der Lehrstuhl für Bioverfahrenstechnik der FAU daher den Projektverbund BayBiotech konzipiert, den er gleichzeitig koordiniert: In zwei Themenschwerpunkten arbeiten die FAU und zwei weitere bayerische Universitäten in den kommenden drei Jahren daran, biotechnische Prozesse für den industriellen Einsatz zu entwickeln. Am 3. Februar hat Ulrike Scharf, Bayerische Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, den Bewilligungsbescheid über zwei Millionen Euro auf der offiziellen Auftaktveranstaltung übergeben.

Für die Zukunft unseres Landes von enormer Bedeutung

Scharf betonte: „Es ist für die Zukunft unseres Landes von enormer Bedeutung, dass wir mit unseren endlichen Ressourcen sparsam und intelligent umgehen. Deshalb brauchen wir die Rohstoffwende – aus ökonomischen und ökologischen Gründen. Mit dem neuen Projektverbund erschließen wir innovative Möglichkeiten der Biotechnologie, um Ressourcen zu schonen. BayBiotech ist neben dem Projektverbund ForCycle ein weiterer starker Baustein im Handlungsfeld Forschung und Entwicklung unseres Mega-Projekts Rohstoffwende Bayern. Das Konzept der FAU überzeugt durch seine wissenschaftliche Qualität und berücksichtigt Aspekte der Ressourcenschonung bei allen Projekten des Verbunds.“

Ihr Know-how auf dem Feld der Industriellen Biotechnologie haben die Bioverfahrenstechniker der FAU um Prof. Dr. Rainer Buchholz bereits öfter unter Beweis gestellt: Ob im Projektverbund ForCycle, der die Abhängigkeit der bayerischen Wirtschaft vom Rohstoffmarkt mindern soll, bei der Rückgewinnung seltener Erden durch Algen, der Nutzung des Abfallprodukts Rohglycerin für die Biosynthese von Wertprodukten und bioaktiven Substanzen oder auch bei der Produktion von Wasserstoff durch Algen. Kein Wunder also, dass das Bayerische Staatministerium für Umwelt und Verbraucherschutz die Erlanger Forscher aufforderte, einen Projektverbund zu konzipieren, der die IBT vorantreiben soll.

„Mithilfe der Industriellen Biotechnologie kann der Wandel zum nachhaltigen und ressourceneffizienten Wirtschaften gelingen. Der neue Projektverbund bietet die Chance, die Entwicklungen auf diesem Gebiet entscheidend voranzutreiben. Dass das Ministerium uns als Koordinator gewählt hat, zeigt wieder einmal, wie forschungsstark die FAU ist“, erklärt Professor Buchholz, der als Sprecher von BayBiotech fungiert.

Industrielle Biotechnologie: Nachhaltig und ressourceneffizient

Biotechnologische Verfahren für industrielle Produktionsverfahren einsetzen, das ist das Ziel der IBT. Alternativ zur klassischen chemischen Synthese oder Stoffumwandlung könnten verschiedenste Produkte wie beispielsweise Feinchemikalien, Lebens- und Futtermittelzusätze oder Pharmawirkstoffe mithilfe biologischer Prozesse, basierend auf Biomasseabfall hergestellt werden. Beispielsweise könnten energiearme, bisher energetisch genutzte Biomasseabfälle aus der Landwirtschaft als Rohstoff für die Herstellung bioabbaubarer Kunststoffe oder Feinchemikalien dienen, wodurch ein erheblicher Mehrwert gegenüber der energetischen Nutzung resultieren würde. Die IBT ist damit für eine Bandbreite an Anwendungen für die Industrie interessant – angefangen von der chemischen Industrie über die Automobilbranche bis hin zu Maschinenbau und Landwirtschaft.

Der neue Projektverbund „Ressourcenschonende Biotechnologie in Bayern – BayBiotech“, in dem die  FAU, die Universität Bayreuth sowie die Technischen Universität München (TUM) zusammenarbeiten, soll die Ressourcenschonung vortreiben und damit einen wesentlichen Beitrag zur bayerischen Nachhaltigkeitsstrategie leisten sowie einen ökologischen Mehrwert schaffen. Der Verbund unterteilt sich in die zwei Themenschwerpunkte „Biopolymere“ und „Ressourcenschonung“ mit jeweils drei Fachprojekten sowie einem Koordinationsprojekt.

Sichtbarkeit erhöhen

Auch die besten Forschungsergebnisse entfalten ihren vollen Nutzen erst, wenn viele davon wissen und sie verwenden können. Daher sind die FAU-Wissenschaftler um Prof. Dr. Rainer Buchholz und Dr. Ludwig Körber als Koordinierungsstelle für die technisch-wissenschaftliche Begleitung, Organisation und Außendarstellung des Projekts zuständig. Damit sind sie zum einen dafür verantwortlich, schnelle und effiziente Abläufe zwischen den Forschergruppen zu gewährleisten. Zum anderen dienen sie als Bindeglied zur Öffentlichkeit und Vertretern der Industrie, den späteren Anwendern der IBT, sowie zu anderen Verbundprojekten mit thematisch ähnlich gelagerten Projektverbünden. Des Weiteren bewerten die FAU-Experten die Ergebnisse vor einem größeren sozioökonomischen Hintergrund und sorgen dafür, dass die Ergebnisse auch langfristig nutzbringend verwertet werden.

1. Themenschwerpunkt: Biopolymere

Wie biologisch abbaubare Kunststoffe hergestellt werden können, das untersuchen Wissenschaftler in diesem Themenschwerpunkt. Die Biopolymere basieren auf Biomasseabfall oder alternativ auf Kohlendioxid und bieten damit eine Alternative zum Erdöl, dem derzeit dominierenden, aber nur endlich verfügbaren Rohstoff für die Polymerindustrie. Da solche Biokunststoffe auch in Kombination mit anderen Polymeren einsetzbar sind, könnten sie schon bald einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen, biobasierten Polymerindustrie liefern.

2. Themenschwerpunkt: Ressourcenschonung

Der zweite Themenschwerpunkt verfolgt das Ziel „Ressourcenschonung“ in einem allgemeineren Ansatz: Die Forscher untersuchen hier biokatalytische Verfahren, die beispielsweise bei der Herstellung von Feinchemikalien ökonomische und ökologische Vorteile gegenüber klassisch-chemischen Prozessen bieten. Ein weiteres Projekt hat Essigsäurebakterien im Fokus, die als Katalysatoren eingesetzt werden, um Zucker und Alkohol als industrielle Rohstoffe zu nutzen. Um synthetische Biofilme geht es im dritten Teilprojekt: Mit ihrer Hilfe können Biokatalysatoren effektiv in sehr speziellen Situationen eingesetzt werden.

Mehr Informationen zum Verbundprojekt „BayBiotech“ finden Sie unter www.baybiotech.de

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Rainer Buchholz
Tel.: 09131/85-23003
rainer.buchholz@fau.de

Dr. Ludwig Körber
Tel.: 09131/85-23184
ludwig.koerber@fau.de