Dr. Stefan Thürmer
Interview mit HNO-Arzt Dr. Stefan Thürmer
Dr. Stefan Thürmer, 1950 in Berlin geboren, studierte von 1971 bis 1978 Humanmedizin, davon die Jahre 1974-78 an der FAU.
Von 1978 bis 1982 absolvierte er eine Weiterbildung zum HNO-Arzt in Nürnberg und Erlangen, und von 1982 bis 1984 war er an der HNO-Klinik der FAU als Facharzt tätig. Gleichzeitig bildete er sich an der Abteilung für Stimm- und Sprachstörungen der HNO-Klinik phoniatrisch–pädaudiologisch weiter, bevor er sich 1984 als HNO-Facharzt in eigener Praxis in Nürnberg niederließ.
Als Alumnus der FAU zeigt Dr. Thürmer seit Jahren große Verbundenheit mit seiner Alma Mater, indem er talentierte Studierende der Medizin im Rahmen des Deutschlandstipendiums unterstützt. Nun hat er im November 2015 eine Stiftung unter dem Dach der FAU gegründet, die seinen Namen trägt.
„Es ist wichtig, soziale Verantwortung zu übernehmen
Herr Dr. Thürmer, sie haben vor Ihrem Medizinstudium die Fächer Theaterwissenschaft, Slawistik und Gesang in Berlin studiert und danach zunächst in Frankfurt a.M. Medizin. Wie sind Sie zur Medizin gekommen?
Nach den Einstiegssemestern der ersten Fächerkombination habe ich gemerkt, dass es in meinem Fall nicht zu einer großen Sängerkarriere kommen wird. Deswegen habe ich mich entschlossen, das im Gesangsstudium erworbene praktische Wissen und die sängerischen Erfahrungen in ein Medizinstudium einzubauen, wobei ich vom ersten Tag das Ziel vor Augen hatte Stimmarzt (Phoniater) zu werden. Der Weg dorthin war lang aber zielgerichtet und ich bin in meinem Beruf in der glücklichen Lage als Stimmarzt beide Seiten zu kennen und Sänger, Sprecher und Schauspieler nicht nur medizinisch, sondern auch künstlerisch-stimmtechnisch verstehen und behandeln zu können.
Verraten Sie uns, was Sie als Berliner dazu bewogen hat, hier in Franken zu studieren und sich schließlich hier niederzulassen?
Die ZVS hat mich aus meiner Geburts- und Heimatstadt Berlin zunächst nach Frankfurt gebracht. Studienplatztausch war damals nicht zulässig. Nach dem Physikum (ärztliche Vorprüfung) habe ich nach Erlangen gewechselt, weil dort schon damals an der HNO-Klinik mit der Stimm- und Sprachabteilung eine Spezialeinrichtung für Phoniatrie und Pädaudiologie (Stimm-, Sprech- und kindliche Hörstörungen) existierte. Den Weg nach Franken bin ich gerne gegangen und habe ihn nie bereut.
An welches Ereignis aus Ihrer Studienzeit in Erlangen erinnern Sie sich immer wieder gerne?
Da fallen mir spontan viele nette Abende im Spruz am Martin-Luther-Platz ein – das war immer meine Lieblingskneipe.
Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen, eine eigene Stiftung an der FAU zu gründen?
Meiner Meinung ist es wichtig, im Leben nicht nur an die eigene Familie, die eigenen Kinder und Enkel zu denken, sondern auch soziale Verantwortung zu übernehmen.
Was genau möchten Sie mit der Dr. Stefan Thürmer-Stiftung an der FAU erreichen?
Als Student und später als Assistenzarzt an der Klinik in Erlangen habe ich erlebt, wie schwierig die Wohnsituation für Studenten und Berufsanfänger ist – und diese Situation hat sich im Vergleich zu damals noch deutlich verschlechtert. Hier möchte ich einen Beitrag dazu leisten, für Studenten und Angehörige der Medizinischen Fakultät Wohnraum zu moderaten Bedingungen zur Verfügung stellen zu können. Das ist in den Richtlinien meiner Stiftung so festgelegt.
Viele Förderer vermachen ihr Vermögen testamentarisch – was hat Sie dazu bewogen, bereits zu Lebzeiten eine Stiftung an den Start zu bringen?
Sprichwörtlich ist vom „Geben mit warmer Hand und kühlem Kopf“ die Rede. Die Errichtung einer Stiftung zu Lebzeiten gibt die Möglichkeit, den Start der Stiftung selbst mit zu begleiten und mit zu gestalten, indem zum Beispiel durch die Stiftung geeignete Immobilien im Stadtgebiet von Erlangen und Nürnberg für die zukünftige Wohnnutzung angeschafft werden. Salopp formuliert: Ich möchte noch selbst stiften, bevor ich stiften gehe!
Wie zeitaufwendig war es, Ihr Vorhaben zu realisieren? Welche Schritte gehörten von der Idee bis zur Errichtung der Stiftung dazu?
Von den ersten Gedanken bis zur Errichtung der Stiftung sind in meinem Fall ungefähr anderthalb Jahre vergangen. Seitens der FAU habe ich in der Abteilung für Stiftungen sachliche, unbürokratische und kompetente Unterstützung gefunden. Nachdem die Idee und die Zielsetzung der geplanten Stiftung innerlich in mir gereift waren, mussten Formalitäten erledigt werden. Dazu gehört das Verfassen eines Testaments, die Erstellung der Stiftungsrichtlinien und schließlich die Errichtung der Stiftung mit Einrichtung eines Stiftungsgrundstocks, wenn die Stiftung gleich – also zu Lebzeiten – errichtet wird.
Der Gedanke an die eigene Endlichkeit ist nicht bequem, aber es gibt eine große innere Befriedigung, wenn man in seinem Testament nicht nur die eigenen Kinder, Enkel und Angehörigen bedenkt, sondern eben auch mit einer Stiftung etwas für die Allgemeinheit tut.
Sind Sie selbst nach der Gründung noch organisatorisch in die Stiftung involviert?
Zu Lebzeiten bin ich Mitglied im Stiftungsvorstand, der aus dem Präsidenten der FAU als Vorstand, dem Kanzler, dem Dekan der Medizinischen Fakultät und meiner Wenigkeit besteht.
Sie sind nicht nur Stifter, sondern fördern schon seit Jahren einzelne, talentierte Studierende im Rahmen des Deutschlandstipendiums der FAU. Was bedeutet Ihnen Ihr Engagement persönlich?
Das Stiften eines Deutschlandstipendiums ist mir seit Jahren eine Herzensangelegenheit. Hier werden gezielt besonders begabte Studenten und Studentinnen mit einem Betrag von 300 € monatlich gefördert. Eine Hälfte spendet der Stifter, die zweite Hälfte legt der Bund dazu. Dies ist eine wunderbare Möglichkeit, begabten wissenschaftlichen Nachwuchs zu unterstützen.
Was würden Sie Studierenden gerne mit auf den Weg geben?
Ein klares Ziel vor Augen zu haben ist wesentlich. Mein persönlicher Wahlspruch ist: „Träume nicht Dein Leben – lebe Deinen Traum!“. Im Moment setze ich meinen Stiftungstraum in die Tat um und hoffe, auf diese Art und Weise dazu beizutragen, dass junge Studierende ihre Lebensträume zum Wohl der Allgemeinheit verwirklichen können.
Interview: Imke Zottnick-Linster (Januar 2016)