Dr. Ulrich Maly
Interview mit Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg
Dr. Ulrich Maly, 1960 in Nürnberg geboren, studierte von 1981 bis 1987 Volkswirtschaftslehre an der FAU, promovierte 1990 an der FAU zum Dr. rer. pol. und steht der Universitätsleitung heute als Mitglied des Kuratoriums beratend zur Seite. Seit 2002 ist Dr. Ulrich Maly Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg.
Seine politische Laufbahn begann er 1990 als Geschäftsführer der SPD-Stadtratsfraktion, von 1996 bis 2002 hatte er das Amt des Finanzreferenten der Stadt Nürnberg inne. Seit 2011 fungiert er als Vorsitzender des Bayerischen Städtetages, von 2013 bis 2015 war er Präsident des Deutschen Städtetages. Seit 2015 ist er Vizepräsident des Deutschen Städtetages.
Herr Dr. Maly, an welches Ereignis aus Ihrer Studienzeit an der FAU erinnern Sie sich besonders gerne?
Natürlich an die erfolgreich abgeschlossene Promotion. Ich denke tatsächlich, dass ich erst nach diesen Jahren intensiver Bücherwurmarbeit ein ordentlicher Volkswirt geworden bin.
Verraten Sie uns, wo Sie als Student gewohnt haben?
Offiziell zu Hause, meistens bei einer Freundin.
Gab es für Sie und Ihre Kommilitonen einen Lieblingsort bzw. ein Lieblingslokal?
Ja, das war damals das Audimax, auch der StarClub.
Als Mitglied des Kuratoriums der Friedrich-Alexander-Universität sind Sie Ihrer Alma Mater auch heute noch tief verbunden. Wo sehen Sie die FAU in zehn Jahren?
Die FAU wird den Spagat zwischen „Vollsortimenter-Universität“ und Exzellenzhochschule bewältigen, sie wird (noch) internationaler und der Bologna-Prozess wird so weiterentwickelt, dass es zwischen den einzelnen Fakultäten deutlich mehr Grenzüberschreitungen gibt. Wenn man so will: ein bisschen mehr studium generale, ein bisschen weniger „Fachidiotentum“.
Bereits in Ihrer Dissertation haben Sie sich 1990 mit der Thematik „Stadtentwicklungspolitik“ beschäftigt. Heute sind Sie Vizepräsident des Deutschen Städtetages und Vorsitzender des Bayerischen Städtetages. Was konnten Sie aus Ihrem Studium für Ihre heutigen Aufgaben mitnehmen?
Den Dreisatz. Spaß beiseite, das Grundrüstzeug der Ökonomie, öffentliches Recht, Steuerrecht, BWL begleitet mich schon durch mein Berufsleben.
Was betrachten Sie als Ihren bisher wichtigsten politischen Erfolg?
Den einen gibt es wohl nicht. Seit meinem Amtsantritt hat sich die Arbeitslosenquote fast halbiert, ist die Stadt von der Abhängigkeit von wenigen Großunternehmen zur mittelständisch geprägten Stadt geworden, haben wir den Strukturwandel trotz vieler Nackenschläge (AEG, Quelle) einigermaßen bewältigt. Naja und dass meine Wahlergebnisse jedes Mal ein bisschen besser geworden sind, ist auch nicht schlecht.
Welche Chancen sehen Sie als Oberbürgermeister für die Stadt Nürnberg durch die Integration der Flüchtlinge und Asylbewerber in das Stadtgeschehen?
Zunächst mal ist es eine Herausforderung. Wir können Integration, das haben wir in den letzten 50 Jahren, in denen Deutschland ja längst ein Einwanderungsland war, gezeigt. Bei der „Hardware“ geht es um Sprache, Zugänge zu Kitas und Schulen, den Arbeits- und den Wohnungsmarkt. Größte Sorgen macht mir der Wohnungsmarkt, weil der in Stadt und Region ohnehin schon angespannt ist. Da müssen wir soziale Konkurrenzen mit der aufnehmenden Stadtgesellschaft vermeiden.
Die „Software“ ist die Seelenlage der einheimischen Bevölkerung einerseits und das Hinführen der Menschen zu unserer Kultur und zu unseren Werten andererseits. Die Chancen liegen darin, dass die Zuwanderer jung sind und ehrgeizig darauf, ihr Leben hier zu organisieren. Sie gleichen unsere demographische Lücke aus.
Was würden Sie jungen Studierenden, die den Wunsch haben in die Politik zu gehen, mit auf den Weg geben?
Überlegt Euch das gut!
Welche Pläne oder Wünsche haben Sie für Ihre Zukunft?
Jetzt bin ich ja erst mal bis 2020 gewählt. Dann schaun wir mal. Irgendwelche vermeintlichen „Aufstiegsphantasien“ Richtung München oder Berlin habe ich jedenfalls nicht.
Vielen Dank für das Interview!
Interview: November 2015