Wissenschaftler auf dem Walberla
Die Open-Research-Challenge-Gewinner auf Erkundungstour im Frankenland
Allmählich lichtet sich der Nebel um das Walberla und gibt den Blick auf die Obstbäume, Felder und Dörfer frei. „Die Gegend hier erinnert mich fast an den Mount Lofty in Australien“, sagt Ben, Informatiker aus Adelaide. Neben ihm: acht weitere Jungwissenschaftler aus Estland, Australien und Mexiko. Etwas erschöpft vom Aufstieg genießen sie den Ausblick auf die Fränkische.
Was führt eine Gruppe von Wissenschaftlern aus aller Welt aufs Walberla?
Sie haben für die Open Research Challenge der FAU die besten und effizientesten Lösungen zu wissenschaftlichen Rätseln gefunden. Die Open Research Challenge dient vor allem dazu, Wissenschaftskontakte zu knüpfen mit jungen und besonders einfallsreichen Forschern aus aller Welt. Die Gewinner werden an die FAU und zur Langen Nacht der Wissenschaften eingeladen. Und wie könnte man junge Wissenschaftler aus dem Ausland besser mit der Region vertraut machen als mit einem Ausflug zum Tag der offenen Brennereien in der Fränkischen – inklusive Mittagessen und Wanderung?
Die gewieftesten Geldfälscher
„Ziemlich kräftig, aber lecker. Schnaps aus Haselnüssen kannte ich noch gar nicht“, sagt Roland nach seinem ersten Gläschen der fränkischen Spezialität. Roland, Andreas und Ants sind Optikexperten der Universität Tartu in Estland. Sie waren bei der Open Research Challenge die gewieftesten Geldfälscher. „Unsere Aufgabe war, herauszufinden, wie die Sicherheitshologramme eines Geldscheins aufgebaut sind, diese zu kopieren und so zu verändern, dass ein neuer Geldwert im Hologramm erscheint“, erklärt Andreas.
Wir haben alle Schritte des Hackers zurückverfolgt
Wissenschaftler der FAU hatten sich noch zwei weitere knifflige Aufgaben ausgedacht. So schafften es die Australier Ben und Raymond von der University of South Australia, anhand einer gehackten Datei zu rekonstruieren, von wo diese entwendet wurde, wie der Hacker in das System eindringen konnte, welche Daten er noch geklaut hat und wohin er diese kopiert hat. „Wir haben hier wie in einem Kriminalfall alle Schritte des Hackers zurückverfolgt“, berichtet Ben. „Ich freue mich schon sehr, mit den Experten der FAU für Digitale Forensik zu reden. Ich habe mich ein wenig über deren Arbeit erkundigt. Das klang alles sehr spannend.“
Ich bin nur ein Mal Zug gefahren
Die mexikanische Forscher von der Universidad Autónoma Metropolitana Azcapotzalco hatten bei ihrer Aufgabe besondere Bedingungen. Sie sollten einen Fahrplan für ein Zugnetzwerk erstellen, der die Stromkosten möglichst gering hält – aber in Mexiko gibt es kaum Zugverkehr. „Ich bin nur ein Mal Zug gefahren“, erzählt Sergio, „das hat ewig gedauert. Ich hab mir geschworen nie wieder einen Zug zu betreten.“
Die Informatiker fassten alle Daten und Variablen, wie zum Beispiel den Strom, der beim Bremsen der Züge in das System zurückfließt, in einem mathematischen Modell zusammen. Eine enorme Leistung bei einem System mit über hundert Zügen und Haltestellen. Dann berechneten sie mit einem geeigneten Programm den geforderten Fahrplan. „Die Aufgabe war sehr interessant. Vielleicht lässt sich unsere Lösung auf andere Bereiche übertragen, wie auf das U-Bahn Netz von Mexiko City“, sagt Sergio.
Nach dem Schäuferla ins Labor
Nach einem zünftigen Sonntagsessen mit Schäuferla, Sauerkraut und Klößen ging es von Kirchehrenbach über das Walberla und drei Brennereien nach Wiesenthau. Die fränkischen Spezialitäten und die Landschaft kam bei den Forschern gut an. „Der Schweinsbraten war köstlich, aber zu viel. Ich habe teilen müssen, sonst hätte ich es nicht geschafft“, sagt Sergio.
Aber natürlich wird den Forschern nicht nur Kulinarisches bei ihrem Aufenthalt in Deutschland geboten. Sie werden die entsprechenden Fachbereiche, Labore und Wissenschaftler der FAU kennenlernen, machen Ausflüge nach München und Nürnberg und sie präsentieren ihre Lösungen bei der Langen Nacht der Wissenschaften.
Wer hat sich die kniffligen Aufgaben ausgedacht?
„Wir sind besonders gespannt, die Leute zu treffen, die sich die Aufgaben ausgedacht haben“, sind sich die Gewinner der Open Research Challenge einig. „Wir hoffen, dass wir eventuell eine Zusammenarbeit anstoßen können“, sagt Galberto vom mexikanischen Team. „Vielleicht ein Austauschprogramm.“ Auch auf die Möglichkeit, das kulturelle Leben der Region kennenzulernen, freuen sich die jungen Wissenschaftler. „Nürnberg ist ja die Stadt von Albrecht Dürer. Ich bin gespannt, was die Stadt so an Kunst zu bieten hat. Auch historisch bedeutende Orte, wie den Sitzungssaal 600, würde ich gerne besuchen“, sagt Roland.
Der Vortrag der Gewinner der Open Research Challenge findet an der Langen Nacht der Wissenschaften von 20 bis 21 Uhr im Großer Hörsaal des Uni-Gebäudes Bismarckstraße 1a (frühere Mathematik) in Erlangen statt.
Mehr Infos zur Open Research Challenge gibt es unter www.openresearchchallenge.fau.de.