Medikament gegen Morbus Crohn bestimmt auch das Schmerzempfinden im Gehirn

Bild: Bildagentur PantherMedia/TongRoFoto Lewis Lee
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Rund 300.000 Menschen leiden in Deutschland an der entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn, die unter anderem durch starke Schmerzen im Bauchbereich gekennzeichnet ist. Behandelt wird die Krankheit oftmals mit speziellen Antikörpern, die einen an der Krankheit beteiligten Botenstoff blockieren. Wissenschaftler der FAU haben nun erstmals nachgewiesen, dass die Antikörper nicht nur die Entzündungen lindern, sondern auch die Schmerzwahrnehmung im Gehirn beeinflussen.

Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung mit hohem Leidensdruck. Vor allem krampfartige Bauchschmerzen machen es den Betroffenen schwer, ein normales Leben zu führen. Ein wichtiger Faktor bei der Entstehung der Krankheit ist ein Botenstoff des Immunsystems, der Tumornekrosefaktor (TNF). In den vergangenen Jahren haben sich als wirkungsvolle Therapiemöglichkeit für Morbus Crohn maßgeschneiderte Antikörper bewährt, sogenannte TNF-Hemmer, die den Botenstoff blockieren und so die Entzündungen lindern. Was Wissenschaftler bei der Behandlung bisher irritierte: Die starken Schmerzen der Patienten verschwinden sehr kurze Zeit nach Therapiebeginn, obwohl die Entzündung selbst mehrere Wochen zum Abklingen braucht. Die rasche Schmerzlinderung kann demnach nicht mit der Abheilung der Entzündung der Darmschleimhaut zusammenhängen.

Vermittler zwischen Immunsystem und Gehirn

Ein Forscherteam unter der Leitung der FAU-Wissenschaftler PD Dr. Andreas Hess, Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie, und Prof. Dr. Raja Atreya, Lehrstuhl für Innere Medizin 1, ist dem Phänomen nun mittels nicht-invasiver funktioneller Magnetresonanztomographie in Kooperation mit Prof. Dr. Arnd Dörfler, Neuroradiologie, auf die Spur gekommen. Mit Hilfe der Bildgebung zeigten sie im Gehirn von Morbus Crohn-Patienten, dass die Gabe von TNF-Hemmern bereits nach einem Tag die Schmerzwahrnehmung im Gehirn senkt, auch wenn die eigentliche Darmentzündung sich erst im Verlauf der nächsten zehn bis zwölf Wochen verbessert.

Aus diesen Ergebnissen schlussfolgern die Wissenschaftler, dass der Tumornekrosefaktor nicht nur eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Morbus Crohn spielt, sondern auch die Schmerzwahrnehmung im Gehirn beeinflusst. „Die Erkenntnisse der Studie erweitern unser Bild über die Mechanismen von Erkrankungen des Immunsystems, wie beispielsweise Morbus Crohn, sowie des Zusammenspiels von Immunsystem und Gehirn“, sagt Hess. Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie können neue Therapieansätze zur Behandlung des Morbus Crohn entwickelt werden“, sagt Atreya. In weiteren Studien wollen die Wissenschaftler erforschen, inwiefern eine frühe Linderung der Schmerzwahrnehmung im Gehirn als Prädiktor für das Therapieansprechen der Morbus-Crohn-Patienten auf die Anti-TNF-Therapie dienen kann.

Ihre Ergebnisse haben die Forscher in der Fachzeitschrift Gastroenterology veröffentlicht:

http://dx.doi.org/10.1053/j.gastro.2015.05.063

Weitere Informationen:

PD Dr. Andreas Hess
Tel.: 09131/85-22003
andreas.hess@fau.de