Ehrenamt: Technisches Wissen für Entwicklungsregionen
Wissensexport als Entwicklungshilfe
Viele FAU-Studierende engagieren sich in ihrer Freizeit – ehrenamtlich. Als Pfadfinder, im Stadtrat, für Flüchtlinge oder in einem Verein. In der Reihe „Studierende engagieren sich“ stellen sie sich vor – dieses Mal Johannes Dörflinger. Er leistet Hilfe zur technischen Selbsthilfe – mit Wissen und einfachen Mitteln.
Wasserversorgung, Ofenbau, Recycling – einfache Konzepte mit Nachhaltigkeit
Wir von Technik ohne Grenzen e.V. (TeoG) unterstützen Einheimische in verschiedenen Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und ganz neu auch Mittelamerikas dabei, ihre Lebensbedingungen durch Einsatz technischen Wissens zu verbessern. Um das zu erreichen, sind wir in verschiedenen Gebieten tätig, so zum Beispiel in der Wasserversorgung, im Ofenbau zur sauberen Verbrennung von Krankenhausmüll, in der Reparatur von Krankenhausgeräten und in der Ausbildung der Einheimischen im Bereich IT, Recycling, Elektronik und Verbrennungstechnik. Dabei werden bei uns Nachhaltigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe ganz groß geschrieben, wobei das Konzept gleichzeitig „so technisch wie nötig, so einfach wie möglich“ gehalten wird.
Die Inspiration kam im Tansania-Urlaub
In meinem Urlaub in Tansania habe ich eine Einheimische – und jetzt gute Freundin – kennengelernt, die letztes Jahr die NGO Hope for Tomorrow (HfT) gegründet hat. Deren Aufgabengebiet ist Bildung im ländlichen Raum rund um Lushoto. Sie hat mich gleich eingeladen, da mal mitzumachen. Ein Jahr später habe ich über einen Freund von dem TeoG Projekt namens „Teaching Computer Basics“ (TCB) erfahren und fand das toll. TCB verfolgt das Ziel, den Bildungshorizont von Schülern durch IT-Unterricht zu erweitern und damit auch Berufs- und Weiterbildungschancen auf ein neues Level zu heben. Es werden gebrauchte Laptops („zu schade zum Wegwerfen, zu lahm für den Alltag“) auf Spendenbasis gesammelt und in eine vorher von einer Partnerorganisation (z.B. HfT) ausgesuchten Schule im Zielland gebracht.
Vor Ort werden die Lehrer je nach Wissensstand im Bereich Software aus- oder fortgebildet. Inhalt der Kurse sind z.B. Textverarbeitung, Umgang mit Emails und Recherche im Internet. Nach Abreise des deutschen Teams sind die Lehrer in der Lage, den Schülern IT-Unterricht zu geben. Die Partnerorganisation vor Ort übernimmt dabei die Betreuung (falls nötig) und sichert so die Nachhaltigkeit des Projekts.
Mir kam die Idee, da ein gemeinsames Projekt mit HfT zu machen, also bin ich dieses Jahr im Juni Mitglied im Verein Technik ohne Grenzen geworden.
Spenden organisieren, Zoll-Fragen klären – neben der Masterarbeit
Ich selbst studiere Energietechnik und schreibe im Moment meine Masterarbeit. Bei TeoG bin ich direkt beim Arbeitskreis TCB eingestiegen und nun auch Leiter eines solchen Projektes in Tansania. Das bedeutet für mich, ich muss Laptop- und Geldspenden auftreiben und die Details der Reise klären, wie beispielsweise die Mitnahme der Laptops, den Zoll, den Ablauf vor Ort und den Inhalt der Workshops für die Lehrer. Wir arbeiten eng mit den Einheimischen zusammen, in unserem Fall mit der Schule in Tansania und unserem Team von „Hope for Tomorrow“. So können wir sichergehen, dass wir unser Projekt perfekt an die dortigen Umstände anpassen und eine sinnvolle und nachhaltige Hilfe leisten.
Einsatz vor Ort in Tansania, Ghana und Nicaragua
Mitte November fliegen mein Mitbewohner Sascha und ich nach Lushoto/Tansania, um dort das Projekt Teaching Computer Basics umzusetzen. Neben dem unseren gibt es natürlich noch weitere Projekte der Erlanger Regionalgruppe von TeoG, die dieses Jahr durchgeführt werden bzw. wurden, so zum Beispiel den Bau eines Verbrennungsofens für Krankenhausabfälle in Ghana, die Instandsetzung von Krankenhausgeräten und nun im Oktober der Bau eines weiteren Verbrennungsofens in Nicaragua und damit unser erstes Projekt in Mittelamerika!
Spuren hinterlassen macht Spaß – und zufrieden
Warum ich ein Ehrenamt inne habe? Schwere Frage! Den ganzen Tag Filme zu schauen gibt mir nichts. Den ganzen Tag Masterarbeit schreiben auch nicht. Bei TeoG habe ich das Gefühl, wirklich etwas voran zu bringen und Spuren zu hinterlassen. Das macht Spaß und schafft Zufriedenheit. Außerdem besteht das komplette TeoG Team aus interessanten Leuten, jeder ist mit Begeisterung dabei und fast jeder war schon mal irgendwo weit weg.
Übrigens: Die Redewendung „Hakuna Matata“ ist Kiswahili, die Landessprache Tansanias, und bedeutet in etwa „kein Problem, passt scho“. Das sollte man immer im Hinterkopf haben für den Fall, dass plötzlich alles anders kommt als erwartet …
Vorteile fürs Studium? Vorhanden!
Mein Studium profitiert auf jeden Fall in Sachen SoftSkills! Es muss ein zertifizierter Projektleiter-Workshop besucht werden, das Budget, Ablauf und Ziele des Projekts usw. müssen detailliert geplant werden. Und was den Erfolg des Projekts angeht, ist man ab einem gewissen Punkt selbst verantwortlich, das ist ein gutes Disziplintraining.
Fakten zur Arbeit von Technik ohne Grenzen
Wie viel Zeit ist für die Arbeit an einem Projekt wie Teaching Computer Basics ungefähr nötig?
Im Moment sind es ca. 1,5 Stunden pro Tag. Je näher man Richtung Umsetzung rückt, desto mehr nimmt es natürlich zu, aber das ist ja gerne mal so. Generell stehen Studium und Beruf bei TeoG jedoch an erster Stelle – das Ehrenamt soll ja vor allem auch Spaß machen.
Wer kann mitmachen?
Jeder, nicht nur Studenten. Der Begriff Technik im Vereinsnamen soll hier explizit alle Technikbegeisterten ansprechen. Ob jung oder alt, Erstsemester, langjähriger Ingenieur oder Techniker – wir haben da eine gute Mischung im Verein.
Was steht momentan ganz oben auf der Tagesordnung?
Im Moment brauchen wir noch ein paar Laptops und auch finanzielle Unterstützung für das Projekt TCB Tansania. Los geht’s Mitte November. Wäre schön, wenn sich da noch was findet! Informationen gibt es unter www.betterplace.org/p32323 oder auf Anfrage direkt bei tcb.ger@teog.de
Und was machen die anderen?
Hier im Blog stellen wir unter dem Tag „Studierende engagieren sich“ regelmäßig Studierende mit ihren unterschiedlichen Ehrenämtern vor. Aber auch im aktuellen alexander erzählen sechs Studierende ganz verschiedener Studiengängen darüber, wofür sie sich neben ihrem Studium einsetzen –Markus Lambracht ist einer davon.