Jurastudenten aus Pakistan zu Gast

Prof. Dr. Mathias Rohe, FAU
Prof. Dr. Mathias Rohe, Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der FAU und Direktor des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa an der FAU. (Bild: Karoline Glasow)

Derzeit sind 13 Studierende der Rechtswissenschaft aus Pakistan an der FAU zu Gast. Bei einer Summer School am Fachbereich Rechtswissenschaft tauschen sie sich mit FAU-Wissenschaftlern zu rechtsstaatlichen Aspekten und Strukturen aus und informieren sich über das deutsche Staatswesen, die deutsche Rechtskultur und Rechtsordnung.

Die Studierenden kommen von der UMT School of law and policy in Lahore, Pakistan. Dort beruht das Rechtssystem auf anderen Grundlagen als in Deutschland. Prof. Dr. Mathias Rohe, Leiter des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung, erklärt, wie die FAU und die Studierenden von der Summer School profitieren:

Das Pakistanische Rechtssystem beruht einerseits auf dem britisch-indischem Recht und andererseits auf der Sharia. Welchen Nutzen hat eine Summer School in Erlangen für Jurastudierende aus Pakistan?

Sie lernen eine der führenden kontinentaleuropäischen Rechtsordnungen kennen, die komplementär mit dem englischen Recht die Grundlagen europäischen Rechtsdenkens und des Rechts der EU erschließt. Die Studierenden, deren Ausbildung vorwiegend auf wirtschaftsrechtliche Fragen hin ausgerichtet sind, können sich zugleich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und den Lebensverhältnissen einer der bedeutenden Wirtschaftsnationen vertraut machen. Ich finde es auch persönlich erfreulich, dass trotz der Sprachbarrieren Studierende aus Asien nicht immer den englischsprachigen Raum für ihre weiteren Studien wählen, sondern dass auch wir international attraktiv sein können. Selbstverständlich müssen wir dann adäquate Angebote in Englisch bereithalten.

Welchen Beitrag können solche Projekte für die internationale und interkulturelle Verständigung spielen?

Ich habe mich gefreut, dass wir gerade mit einer neuen, ambitionierten Universität aus Pakistan Kontakte aufbauen. Vielen gilt Pakistan als „failed state“. Die Kollegen und die Studierenden von dort beweisen, dass es auch in Pakistan ein starkes Potential an Menschen gibt, die ihr Land in rechtsstaatlichen Strukturen aufbauen und für die Welt offenhalten wollen. Die Rechtswissenschaften in Pakistan greifen dafür auf eine vergleichsweise gut ausgebaute juristische Kultur zurück, bei allen unübersehbaren Problemen bei der Umsetzung. Das verdient alle Unterstützung.

Für die Summer School sind einige Exkursionen geplant. Wo geht es hin und was wird den Studierenden aus Pakistan hier vermittelt?

Wegen Problemen mit der Visabeschaffung – leider ein Dauerbrenner bei Wissenschaftskontakten über die EU-Grenzen hinweg – konnte nur ein Drittel der vorgesehenen Gruppe einreisen. Wir haben das Programm deshalb eher familiär gestaltet, aber Exkursionen nach München und Frankfurt sind geplant. Für die Zukunft hoffen wir, dass dieser „Probelauf“ nach erfolgreichem Abschluss zukünftige Planungen erleichtern wird. In diesem Zusammenhang werde ich auch selbst im September vor Ort Gespräche führen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Mathias Rohe
Tel.: 09131/85-22823
mathias.rohe@jura.uni-erlangen.de