Neue Dimension in der Kataraktchirurgie

Prof. Dr. Friedrich E. Kruse, Direktor der Augenklinik des Uni- Klinikums Erlangen, zählt zu den erfahrenen Chirurgen, die DMEK-Hornhauttransplantationen durchführen können. (Bild: UK Erlangen)
Bild: UK Erlangen

Bayernweit einzigartiger Femtosekundenlaser ermöglicht noch präzisere Operation des grauen Stars

Wie aufziehender Nebel: Wenn im Alter die Sehschärfe ab- und die Blendungsempfindlichkeit zunimmt, handelt es sich meistens um einen ganz natürlichen Alterungsprozess der Augenlinse, den sogenannten grauen Star. Jedes Jahr wird bei rund 600.000 Menschen in Deutschland eine solche Katarakt diagnostiziert und kann in der Regel mit einer ambulanten Operation erfolgreich behandelt werden. Die Augenklinik (Direktor: Prof. Dr. Friedrich E. Kruse) des Universitätsklinikums Erlangen bietet Patienten nun eine noch präzisere Methode an: Die erfahrenen Operateure verfügen seit Kurzem über eine bisher bayernweit einzigartige Technologie, den LENSAR-Femtosekundenlaser, mit dessen Hilfe sie noch exaktere Schnitte ausführen können. Ein zusätzlicher Vorteil für die Betroffenen, die einem ambulanten Eingriff am Auge häufig mit Unbehagen entgegengehen: Weil das Instrument berührungslos arbeitet, ist die Methode deutlich angenehmer als das Standardverfahren mit dem Skalpell.

Da der graue Star meist ab dem 60. Lebensjahr auftritt, wird er auch als Altersstar bezeichnet. „Die Augenlinse trübt sich ein, die Patienten klagen über einen nebelartigen Schleier im Sichtfeld und fühlen sich schneller geblendet“, erläutert Prof. Dr. Ulrich-Christoph Welge-Lüßen, Oberarzt der Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen, die typischen Krankheitssymptome. „Weitere mögliche Ursachen für eine Katarakt sind Verletzungen, schwere Entzündungen und Stoffwechselerkrankungen.“ Die einzige Behandlungsmöglichkeit ist eine Operation, die in der Regel ambulant mit örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Dabei entfernen die Ärzte die getrübte natürliche Linse und ersetzen sie durch eine Kunstlinse (Intraocularlinse). „Die Kataraktoperation ist die häufigste Augen-OP überhaupt“, sagt Prof. Dr. Friedrich E. Kruse, Direktor der Augenklinik. „Allein in unserer Klinik wenden wir das Verfahren rund 3.000-mal jährlich an. Die Methode ist modern und schonend, die Belastung für den Patienten damit sehr gering.“

Lichtimpulse statt Skalpell

Die neue Technik unterscheidet sich nur bei zwei Schritten vom bereits etablierten und in Erlangen seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzten Standardverfahren: Zum einen öffnen die Operateure bei der innovativen Herangehensweise das Auge nicht mehr mit einem feinen Skalpell und einer Pinzette, sondern setzen hier den LENSAR-Femtosekundenlaser ein. Dieser arbeitet mit ultrakurzen Lichtimpulsen im Bereich von Femtosekunden, wobei eine Femtosekunde 10–15 Sekunden, also einer Billiardstel Sekunde entspricht. Aufgrund der hohen Energiedichte entstehen im Gewebe Tausende kleiner Luftbläschen aus Wasser und Kohlendioxid, die die anvisierten Gewebeschichten sauber und an präzise berechneten Stellen auseinandertrennen ohne gesundes Nachbargewebe zu schädigen. Zum anderen zerkleinert der Arzt anschließend die getrübte Linse nicht mehr ausschließlich mithilfe eines Ultraschallgeräts, sondern verwendet hierfür ergänzend den LENSAR-Femtosekundenlaser. So kann Ultraschallenergie eingespart werden, die potenziell die Hornhaut und andere Augenstrukturen schädigen könnte. Nach dem Absaugen der getrübten Linse führt der Operateur schließlich die Kunstlinse in die leere Linsenkapsel ein.

Beste An- und Aussicht: Hornhaut in 3-D

Der LENSAR-Femtosekundenlaser, der in der Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen eingesetzt wird, verfügt zudem als einziger Kataraktlaser über ein 3-D-CSI-Kamerasystem, Messtechnik und Bildverarbeitung, die nach dem Scheimpflug-Prinzip funktionieren. Damit ist es den Operateuren möglich, die vordere Hornhautfläche bis zur Linse im 3-D-Format darzustellen und automatisch das beste Behandlungsmuster für jedes Auge individuell zu errechnen. Die Strahlengänge dieser Kamera und des Lasers sind identisch, das heißt, sie benutzen denselben optischen Pfad: So sind maximale Sicherheit und Präzision gewährleistet.

Erfahrene Operateure – weniger Komplikationen

Die Lasertechnologie ist nicht ganz neu, denn sie wird bereits seit einigen Jahren erfolgreich bei der refraktiven Chirurgie (Augenlasern) eingesetzt. Neu hingegen ist die Verwendung des Femtosekundenlasers bei Kataraktoperationen. „Obwohl unsere Operateure sehr große Erfahrung bei der Behandlung des grauen Stars haben und ausgewiesene Experten auf diesem Gebiet sind, ist die Präzision einer manuell ausgeführten Operation naturgemäß begrenzt“, erläutert Prof. Kruse. „Der Laser hingegen schneidet perfekt kreisrund, mikroskopisch genau und hinterlässt klare Schnittkanten. Das erleichtert unter anderem die Positionierung der Kunstlinse.“ Die Auswertung der bisher an der Augenklinik des Uni-Klinikums Erlangen operierten Patienten bestätigt die Vermutung, dass die Laseroperation nicht nur präziser, sondern auch sicherer als das Standardverfahren ist. Bei der herkömmlichen Methode wird die getrübte Linse durch Ultraschall zertrümmert, was bei harten Linsen zur Schädigung der Hornhautinnenflächen führen kann. Durch den Femtosekundenlaser wird die betroffene Linse mit dem Laser vorgeschnitten, sodass bei ihrer Entfernung entweder gar keine oder deutlich weniger Ultraschall notwendig wird. Der dadurch erzielte Endothelschutz wird sich – so hoffen die Erlanger Ärzte – in der Zukunft für die Patienten günstig auswirken, da die Überlebensfähigkeit der Endothelzellen verbessert ist. „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kataraktoperationen mit dem Femtolaser schonender für das Auge sind, da weniger Ultraschallenergie aufgewendet werden muss, um die getrübte Linse zu zertrümmern“, veranschaulicht Prof. Welge-Lüßen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Ulrich-Christoph Welge-Lüßen
Tel.: 09131/85-34478
ulrich.welge-luessen@uk-erlangen.de