Michael Kobr
Co-Autor der Kluftinger-Krimis
Michael Kobr, geboren 1973 in Kempten im Allgäu, studierte Germanistik und Romanistik an der FAU. Er arbeitete nach dem Staatsexamen an verschiedenen Realschulen in Bayern. Zusammen mit seinem Jugendfreund Volker Klüpfel hat er 2003 den Kriminalroman „Milchgeld“ geschrieben, mit dem es das Duo in die bundesweiten Bestsellerlisten schaffte. Die Hauptfigur des Buches ist der schrullige – mittlerweile auch aus dem Fernsehen bekannte – Kommissar Kluftinger.
2014 erschien mit „Grimmbart“ bereits der achte Kluftinger-Fall. Seit März 2015 sind die Autoren mit „my Klufti“ – ihrer sogenannten Litcomedy Show aus Texten, Comedy und Filmclips – auf Tournee in Deutschland, Österreich und der Schweiz (http://www.kommissar-kluftinger.de/). Michael Kobr ist momentan als Lehrer beurlaubt, um sich dem Schreiben der Romane, den Shows und der Familie widmen zu können. Er wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Allgäu.
Erlangen ist mir sehr ans Herz gewachsen.
Herr Kobr, was hat Sie damals aus dem Allgäu zum Studium nach Erlangen geführt?
Die Familie meines Vaters kommt aus Fürth, daher waren wir oft in der Region, vor allem als meine Oma noch lebte. Und da habe ich mich tatsächlich spontan in Erlangen verguckt.
Gibt es ein Highlight aus Ihrer Studienzeit, an das Sie sich immer wieder gern erinnern?
Wenn ich jetzt sage, das Examen, dann hört sich das furchtbar negativ an, soll es aber gar nicht. Ich habe sehr gern studiert, und Erlangen ist mir auch sehr ans Herz gewachsen. Aber meine Studienzeit, das waren mit einem kleinen Ausflug in die Juristerei, dann doch acht Jahre, da ist es schön, wenn es von einem vernünftigen Abschluss gekrönt wird. Dazwischen gab es immer wieder wundervolle Begegnungen, Aufführungen mit dem Chor der Uni, und ganz besonders beeindruckt hat mich eine Lesung von Siegfried Lenz im Audimax.
Was war denn Ihre Lieblingskneipe oder Ihr Lieblingsplatz in Erlangen?
Ich habe im Sommer bei schönem Wetter immer im Botanischen Garten gelernt, das war wunderschön. Wir waren öfters im Kanapee, wahrscheinlich gibt es das gar nicht mehr, dann im Pleitegeier und natürlich im E-Werk, nicht nur zur Bergkirchweih-Zeit.
Haben Sie noch Kontakt zu früheren Mitstudenten?
Leider nur sporadisch, schließlich wurden nach dem Abschluss ja die Leute in alle Himmelsrichtungen verstreut.
Wie haben Ihre Freunde und Bekannten auf Ihren durchschlagenden Erfolg als Autor reagiert?
Der Erfolg hat sich ja nicht schlagartig eingestellt, es war ein kontinuierlicher Prozess. Das war sicher auch gut so, für uns selbst, aber auch für unser Umfeld. Als ich den Schritt ging und mich in der Schule voll habe beurlauben lassen, war das schon für viele überraschend. Kollegen haben dann netterweise gesagt, ich dürfe mit meiner Familie gern mal zum Essen zu ihnen kommen, wenn’s mal nicht so läuft. Einige haben sich auch abgewandt, was zwar schade ist, aber in solch einem Prozess, in dem man sich sicher auch verändert, in dem andere Prioritäten in den Fokus rücken, auch normal.
Die Beliebtheit Ihrer Bücher ist sicherlich zum Großteil dem außergewöhnlichen Charakter Kluftinger zuzuschreiben. Was mögen Sie selbst am meisten an ihm?
Er ist ein bodenständiger, grundehrlicher Typ, der sich nicht verbiegen lässt. Und der sagt, was er denkt. Das bringt ihm manchmal Ärger ein, aber er bleibt sich selbst treu.
Ihre Romane spielen an realen Schauplätzen im Allgäu – wie empfinden es die Leute in Ihrer Heimat denn, dass diese Orte durch Ihre Bücher und Filme immer bekannter werden?
Na ja, der Allgäuer Tourismusverband findet es ziemlich gut. Und die Allgäuer waren ja eigentlich schon lange der Meinung, dass ihre Region es verdient hat, entsprechend gewürdigt zu werden. Im direkten Kontakt haben wir eigentlich nur positive Rückmeldungen auf die Bücher. Wir erheben uns ja nicht über die Orte und Menschen, wir versuchen sie einigermaßen so zu schildern, wie sie sind. In den Filmen hat sich diese liebevolle, empathische Sichtweise bislang leider nicht immer vermittelt, was dann auch immer wieder für Unmut sorgte.
Eigentlich heißt es ja, man solle Berufliches und Privates voneinander trennen. Sie schreiben Ihre Krimis gemeinsam mit Ihrem Jugendfreund und verbringen auch sonst viel Zeit mit ihm, etwa auf Tournee mit Ihrer Litcomedy Show. Was ist das Geheimnis Ihrer Freundschaft?
Wir können uns schonungslos alles sagen, manchmal auch an den Kopf werfen, ohne Rücksicht darauf, dass der andere vielleicht beleidigt sein könnte. Das war am Anfang unserer gemeinsamen Arbeit natürlich nicht immer so, sondern es war ein Lernprozess. Aber anders ist eine so enge Zusammenarbeit nicht möglich. Und dass wir sozusagen immer in die gleiche Richtung blicken und gemeinsame Ziele haben in beruflicher Hinsicht, ist der Freundschaft natürlich auch zuträglich.
Was war als Autor Ihr schönster Moment seit dem Erfolg Ihres ersten Romans „Milchgeld“?
Es gab und gibt unzählige wunderschöne Momente. Schließlich ist es nicht planbar, dass ich so leben würde, wie ich es darf – als freier Autor. Das Leben hält da immer wieder Überraschungen bereit. Mir ist bewusst, dass dies ein großes Privileg ist, ich habe Zugang zu Bereichen, die mir als Lehrer natürlich nie offen gestanden hätten. Highlights sind vielleicht der Corine-Leserpreis, unsere Auftritte im vollbesetzten Circus Krone in München oder auf der Freilichtbühne Altusried oder auch unsere Lesereise in Polen, die wir vor Kurzem auf Einladung des Goetheinstituts machen durften.
Welches Kluftinger-Buch gefällt Ihnen selbst am besten und warum?
Im Moment ist es Grimmbart, unser aktuelles Buch. Es vermittelt eine düstere, morbide Atmosphäre, und wir spielen darin mit Märchenmotiven, was einen besonderen Reiz hat – und Kluftinger muss einen Culture-Clash mit dem japanischen Schwiegervater seines Sohnes meistern. Da ist alles drin, was einen Klufti-Roman ausmacht.
Verraten Sie uns, was für Sie einen perfekten Tag ausmacht?
Zeit, mit der Familie zu frühstücken, einen kleinen Ausflug, vielleicht in die Berge, ein gutes, bodenständiges Essen und nachmittags in der Hängematte relaxen, lesen oder vielleicht sogar ein wenig schreiben. Und wenn dann am Abend noch ein guter Film kommt oder man sich mit Freunden trifft, dann kann ich mir kaum schöneres wünschen.
Interview: Imke Zottnick-Linster (Mai 2015)