Sprechstunden für Flüchtlinge

Die AG Medizin und Menschenrechte engagiert sich für Flüchtlinge. (Bild: AG Medizin und Menschenrechte)
Die AG Medizin und Menschenrechte engagiert sich für Flüchtlinge. (Bild: AG Medizin und Menschenrechte)

Studierende der AG Medizin und Menschenrechte begleiten Asylbewerber bei Behördengängen

Julia Hense weiß selbst, wie es ist, in ein fremdes Land zu kommen. Mit neun Jahren ist sie von Kasachstan nach Deutschland gezogen. Inzwischen studiert sie Medizin an der FAU. Jetzt möchte sie ihre Erfahrungen weitergeben und anderen beim Start in Deutschland helfen. Deshalb engagiert sich Hense in der AG Medizin und Menschenrechte. Die AG ist eine studentische Initiative, die zum Beispiel Flüchtlinge bei Behördengängen begleitet und regelmäßig Sprechstunden für Asylbewerber anbietet.

Erfahrungen weitergeben

Im ersten Semester hat Julia Hense von der AG erfahren. Sie wurde bei ihr im Studiengang vorgestellt. Seit dem zweiten Semester ist sie aktiv dabei. Doch bevor es dazu kam, besuchte Julia Hense aus privatem Interesse die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in der Michael-Vogel-Straße in Erlangen. Dort lernte sie Chava Bisultanova kennen, eine junge Frau aus Tschetschenien, die sie nun regelmäßig begleitet. Wenn nun Hense und Chava gemeinsam zum Sozialamt gehen, wird die Hilfe der Studentin kaum gebraucht. Chava weiß genau, wer ihr Ansprechpartner ist und an welche Bürotür sie klopfen muss. Hense kommt ins Spiel, wenn es ums übersetzen geht. Chava spricht zwar etwas Deutsch, greift in diesem Bereich aber gerne auf Unterstützung zurück. Die junge Frau ist seit etwa eineinhalb Jahren in Deutschland. Sie lebt in einem Container in der Gemeinschaftsunterkunft. Ihre einjährige Tochter hat Schlafstörungen, deshalb möchte sie mit dem Kind und ihrem Freund in eine Wohnung ziehen. Doch das ist nicht so einfach. Die Behördengänge erfordern viel Geduld.

Julia Hense hatte zuvor wenig mit Asylpolitik zu tun. Genauso geht es vielen der ehrenamtlichen Helfer. Die AG Medizin und Menschenrechte organisiert deshalb Referate zu wichtigen Themen. Die Mitglieder unterstützten sich bei Problemen aber auch gegenseitig. Hense hat zudem mit einer Sozialarbeiterin gesprochen, die ihr viel erklärt hat.

Tandem-Partner werden?

Hense engagiert sich bei der AG, weil sie etwas Nützliches machen möchte. Doch ganz zufrieden ist sie mit ihrer Arbeit nicht. „Ich bin ein bisschen frustriert“, sagt die Studentin. „Manche Sachen könnten sie auch selber machen, zum Beispiel die Sprache besser lernen“, erklärt Hense in Bezug auf die Asylbewerber. Manche würden wegen jeder Kleinigkeit anrufen. „Die Hilfe schlägt damit ins Falsche um“, sagt Hense. „Die Asylbewerber werden so nicht selbstständig.“ Das gilt aber natürlich nicht für alle. Viele Flüchtlinge sind bemüht, die Sprache zu lernen. Chava etwa erkundigt sich bei Julia Hense immer wieder nach Vokabeln. Gerade was die Sprache betrifft, hat die studentische AG noch ein Angebot. Sie vermittelt in Kooperation mit dem Verein EFIE (Ehrenamtliche Flüchtlingsbetreuung in Erlangen) Tandem-Partner, mit denen gemeinsam die deutsche Sprache geübt wird. Ein anderes Angebot der AG Medizin und Menschenrechte ist die Kinderbetreuung. Studierende gehen dazu zweimal wöchentlich in die Gemeinschaftsunterkunft und spielen zum Beispiel mit den Jugendlichen Fußball.

Gegründet wurde die AG im Jahr 2009. Inzwischen hat sie eine Anlaufstelle für medizinische Flüchtlingsversorgung aufgebaut. Menschen ohne Papiere und Asylbewerber können sich an sie wenden. Nach einem Vorgespräch vermittelt die AG einen Arzt zur weiteren Behandlung – alles anonym und kostenlos.

Preis für Engagement

Dass sich das Engagement auszahlt, hat sich vergangenen Sommer gezeigt. Die Studierenden erhielten den Preis „HelferHerzen – Der dm-Preis für Engagement“. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Deutsche Kinderschutzbund, die Deutsche UNESCO-Kommission und der dm-drogerie markt verleihen den Preis jährlich an Menschen, die sich für die Gesellschaft einsetzen.

Weitere Informationen:

AG Medizin und Menschenrechte
medizinundmenschenrechte@yahoo.de

Und die anderen Studierendeninitiativen?

In einer Reihe stellen wir in regelmäßigen Abständen verschiedene Initiativen vor. Eine Übersicht über die bisher erschienenen Texte gibt es im Blog unter dem Stichwort „Studierende engagieren sich“.

Eine (nicht vollständige Liste) studentischer Initiativen an der FAU gibt es auf der Webseite der Studierendenvertretung.