An der FAU aktiv für Menschenrechte
„Mit dieser Aktion haben wir wirklich Eindruck hinterlassen und nebenbei über 200 Unterschriften in nur anderthalb Stunden gesammelt“, erinnert sich Kerstin Kesselgruber begeistert an die „Stop Folter!“-Aktion im Oktober 2014 in der Erlanger Fußgängerzone. „Mit ungefähr dreißig Leuten machten wir ein Straßentheater. Ein Teil von uns spielte aneinander gefesselte Gefangene, die anderen brüllten sie laut an, schlugen mit Knüppeln auf sie ein und trieben sie die Straße hinunter“, erzählt Kesselgruber. Die 26-jährige Politikstudentin ist Mitglied der Hochschulgruppe „Amnesty International“ (AI) an der FAU. Ihr Ziel ist es, die Studierenden und die Erlanger Öffentlichkeit auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam zu machen – zum Beispiel durch Unterschriftenaktionen wie im Rahmen der weltweiten „Stop Folter!“-Kampagne von Amnesty International.
Für die Rechte anderer kämpfen
Gegründet wurde die Hochschulgruppe 2006, mittlerweile engagieren sich rund zwanzig Studierende aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen in mehreren Arbeitskreisen von AI. Melissa Hiltl ist seit Oktober 2014 dabei. Die 19-Jährige besuchte den Infoabend und ging anschließend gleich zur regelmäßig stattfindenden Gruppensitzung mit. Vor allem die Themen Asyl und Flüchtlingspolitik liegen ihr am Herzen, deshalb ist sie auch in diesem Arbeitskreis. „Momentan planen wir eine Plakataktion in Erlangen, Fürth und Nürnberg. Wir wollen so mit Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen aufräumen“, sagt Hiltl. Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement wollen die Mitglieder von AI diejenigen unterstützen, die selbst nicht die Möglichkeit haben, für ihre Rechte zu kämpfen.
Kerstin Kesselgruber ist im Arbeitskreis „My Body my Rights“ aktiv, der sich im Rahmen einer internationalen Kampagne für sexuelle Selbstbestimmung stark macht. Mit Aktionen, wie beispielsweise zum weltweiten Frauentag am 8. März 2015, verfolgen Kesselgruber und ihre Mitstreiter mehrere Ziele. „Wir wollen dieses Jahr schwerpunktmäßig auf das absolute Abtreibungsverbot, das in El Salvador herrscht, aufmerksam machen und den Frauen dort zeigen: Ihr seid nicht allein. Gleichzeitig möchten wir auch hier in Erlangen über die Problematik informieren. Die meisten wissen nicht, dass in El Salvador Frauen für eine Fehlgeburt bis zu fünfzig Jahre Haft drohen, weil sie dafür des Mordes angeklagt werden können“, erzählt sie.
40 Prozent der Eilaktionen haben Erfolg
Haben sie denn das Gefühl, wenn sie die zunehmenden Menschenrechtsverletzungen weltweit beobachten, dass ihre Aktionen nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind? „Ja, manchmal frage ich mich: Was kann ich tatsächlich bewirken? “, gibt Kesselgruber zu. „Aber es ist ja auch keine Lösung, einfach nichts mehr zu unternehmen. Und immerhin haben rund 40 Prozent der Eilaktionen Erfolg.“ Hiltl ist der gleichen Ansicht: „Die Augen zu verschließen ist definitiv keine Lösung. Wir müssen Aufklärungsarbeit leisten und den Leuten zeigen, was in der Welt passiert“, sagt sie entschieden. Und wenn Petitionen erfolgreich sind und gewaltlose politische Gefangene begnadigt werden, gebe das neuen Auftrieb.
In der Reihe „Studierende engagieren sich“ stellen wir regelmäßig verschiedene Initiativen vor. Eine Übersicht über die bisher erschienenen Texte gibt es hier.
Eine (nicht vollständige Liste) studentischer Initiativen an der FAU gibt es auf der Webseite der Studierendenvertretung.