Studenten und Berater in einem
Die Auswahlkriterien sind streng. Wer von den Studierenden der FAU und der Technischen Hochschule Nürnberg dabei sein möchte, muss sich zunächst einmal bewerben. „50 bis 100 Bewerbungen gibt es pro Semester“, sagt Marco Gundel. Wem der Sprung in die engere Auswahl gelingt, wird zu einem eintägigen Assessmentcenter eingeladen. Worum es geht? Um das Junior Consulting Team, kurz JCT. Gundel ist im Vorstand der studentischen Unternehmensberatung der FAU und der Technischen Hochschule Nürnberg. „Wir prüfen die Interessenten, ob sie zu uns passen und ob sie kompetent und leistungsfähig sind“, erläutert Gundel. Danach werden die Anfänger als Trainees rundum geschult. Ist das halbe Jahr Probezeit erfolgreich bestanden, wird es ernst.
Die Anforderungen an die Juniorberater sind hoch – und genauso anspruchsvoll wie die Bedürfnisse der Kunden. So erarbeitete ein JCT-Team zum Beispiel für die Marktredwitzer CeramTec GmbH eine Preisstruktur für ein neu einzuführendes Produkt. „Trotz des sehr herausfordernden Themas überzeugte das Projektteam zu jeder Phase durch seine äußerst zuverlässige, professionelle und sehr zielstrebige Arbeitsweise“, urteilt Matthias Rasp, General Sales Manager Mobility bei CeramTec. „Analytisches Denkvermögen ist uns sehr wichtig“, betont Marco Gundel. „Außerdem muss man sich als Berater schnell in Problemstellungen eindenken und gemeinsam im Team eine Lösung erarbeiten können.“
Eine wesentliche Stärke des JCT liegt in dessen Interdisziplinarität. Weil die JCT-Mitglieder aus nahezu allen Fachbereichen stammen – Wirtschaftswissenschaften, Informatik, Physik, Ingenieurwesen oder auch Philosophie – bringen sie die unterschiedlichsten Spezialisierungen und Herangehensweisen mit.
Selbst einen Politiker – dessen Name streng vertraulich behandelt wird – hat ein JCT-Team schon einmal unter die Arme gegriffen, indem es die Social-Media-Aktivitäten der politischen Konkurrenz analysierte. Im Bereich Prozessoptimierung griff sogar die FAU selbst auf das JCT-Know-how zurück. Zum umfangreichen Portfolio gehören daneben Existenzgründer- und Marketingberatung, Personalentwicklung und Controlling. Sollte einmal eine ganz harte Nuss geknackt werden müssen, stehen den Juniorberatern nicht nur ihre Professoren zur Seite. JCT darf dann auch auf das Expertenwissen seiner Kooperationspartner zurückgreifen – etablierte Beratungsunternehmen wie Concentro, Accenture oder die Weissman Gruppe.
350 Beratertage zu 8 Stunden
„Das längste Projekt ging über ein Jahr und umfasste 350 Beratertage zu je acht Stunden“, sagt Gundel. Durchschnittlich sind die Jungberater drei bis sechs Monate mit einem Projekt beschäftigt. Ob dies parallel zum Studium machbar ist? Mit Sicherheit, meint Gundel. Man kann sich die Arbeit flexibel einteilen. „Und wenn es sich um ein größeres Projekt handelt, wird eben ein Urlaubssemester in Anspruch genommen.“
Als Spielwiese für angehende Akademiker versteht sich die studentische Unternehmensberatung nicht. Marco Gundel unterstreicht: „Uns ist es ernst damit.“ Schließlich geht es auch um Geld: Für die Studenten um Geld, das sie verdienen. Für die Kunden, zum Großteil Mittelständler, aber auch Konzerne, um Geld, das sie einsparen. „Die großen Unternehmensberatungen sind oft um den Faktor vier bis fünf teurer.“
Studentische Unternehmensberatung JCT der FAU und der TH Nürnberg wird 25 Jahre alt
Bereits vor 25 Jahren wurde die studentische Unternehmensberatung in Nürnberg gegründet. Seitdem haben die Studierenden rund 300 Projekte erfolgreich abgeschlossen. Derzeit arbeiten 70 Studierende bei der Beratung mit. Im Jubiläumsjahr haben die studentischen Beratungsprofis die Ehre, vom 26. bis 29. März den Bundeskongress des Bundesverbands Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen ausrichten zu dürfen, bei dem mehr als 350 Studierende aus ganz Deutschland für vier Tage in die Metropolregion kommen werden.
Mehr zu den Studierendeninitiativen an der FAU
Eine (nicht vollständige Liste) studentischer Initiativen an der FAU gibt es auf der Webseite der Studierendenvertretung.
In einer Reihe stellen wir in regelmäßigen Abständen verschiedene Initiativen vor. Eine Übersicht über die bisher erschienenen Texte gibt es hier.