Akzeptiert und wirksam?
FAU-Wirtschaftswissenschaftler untersuchen politische Instrumente zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse
Mit Instrumenten wie Finanzausgleich oder Subventionen für Investitionen versucht die Politik gleichwertige Lebensverhältnisse über die Regionen hinweg herzustellen. Doch wirken diese Maßnahmen? Und sind sie bei den Bürgern akzeptiert? Das untersuchen Wissenschaftler der FAU und der Universität Marburg in einem von der Volkswagenstiftung mit knapp 850.000 Euro geförderten Projekt.
Innerhalb Europas, selbst innerhalb Deutschlands, leben Menschen bei weitem nicht unter gleichwertigen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Stattdessen sind Wohlstand und Chancen von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, unter anderem davon, wie stark die Bevölkerung in einer Region zurückgeht und wie sehr eine Region überaltert. Die regionale, soziale und wirtschaftliche Ungleichheit bedroht jedoch das Vertrauen der Menschen in das politische und soziale System. Daher stehen die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland bzw. die Konvergenz der Regionen der Europäischen Union ganz oben auf der politischen Agenda. Die Politik will dies mit vielfältigen politischen Instrumenten erreichen, angefangen von den öffentlichen Sozialkassen über den Finanzausgleich zwischen Regionen und Ländern bis hin zur gezielten Förderung strukturschwacher Regionen.
Doch wirken diese Maßnahmen überhaupt? Und finden sie in der Bevölkerung Unterstützung? Gibt es ein Missverhältnis zwischen Wirkung und Wahrnehmung? Dieser Frage gehen erstmalig Wirtschaftsforscher in einem umfassenden Forschungsprojekt auf den Grund: Prof. Dr. Matthias Wrede, Lehrstuhl für Sozialpolitik, und Prof. Dr. Martin Abraham, Lehrstuhl für Soziologie und Empirische Sozialforschung (Schwerpunkt Arbeitsmarktsoziologie), beide an der FAU, sowie Prof. Dr. Thomas Brenner von der Universität Marburg werden in dem auf drei Jahre angelegten Vorhaben eine Wirkungs- und Akzeptanzanalyse für unterschiedliche politische Instrumente durchführen und die Ergebnisse in Bezug zueinander setzen. Durch den interdisziplinären Charakter des Projekts fließt gleichermaßen Know-how aus Ökonomie, Soziologie und Wirtschaftsgeographie in das Forschungsvorhaben ein. Für die Analyse ziehen die Wissenschaftler ökonometrische und statistische Methoden heran, setzen aber auch auf eine umfangreiche Befragung in der Bevölkerung. Die Teilnehmer werden dabei zum Beispiel mit bestimmten politischen Instrumenten und deren Auswirkungen konfrontiert. Sie können dann anhand der beschriebenen Effekte bewerten, welche Konzepte sie mittragen würden – auch wenn dafür an anderer Stelle Opfer gebracht werden müssen.
„Die Resultate eines solchen kritischen Blicks auf gegenwärtig tatsächlich eingesetzte Politiken sollen unter anderem eine Einschätzung ermöglichen, welche Art von Strukturpolitik tatsächlich wirkungsvoll gerechtere Lebensverhältnisse schaffen kann“, kommentiert Prof. Dr. Matthias Wrede. „Dabei ist zum einen grundsätzlich interessant, wie ein Instrument in der Bevölkerung wahrgenommen wird, aber auch, wie sich einzelne Parameter so modifizieren lassen, dass die Akzeptanz für eine Maßnahme steigt.“
Informationen für die Medien:
Prof. Dr. Matthias Wrede
Tel.: 0911/ 5302-952
Matthias.Wrede@fau.de