Heerschau für die lieben Kleinen

Heerschau über die Kriegsvölker Europas für die lieben Kleinen. Fürth: Löwensohn, 1897.
Heerschau über die Kriegsvölker Europas für die lieben Kleinen. Fürth: Löwensohn, 1897.

Die Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg zeigt die Ausstellung „Militärbegeisterung in fränkischen Kinderbüchern 1870-1918“

Mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigt sich die Universitätsbibliothek der FAU – und zwar unter einem ganz besonderen Blickwinkel: In der Ausstellung „Gloria, Viktoria! Militärbegeisterung in fränkischen Kinderbüchern 1870-1918“ zeigt sie einen kleinen Überblick über soldatisch-patriotische und kriegsverherrlichende Jugend-, Kinder- und Bilderbücher aus den Jahren nach 1870/71 bis 1918. Im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert zählten Nürnberg und Fürth zu den Zentren der Kinderbuchproduktion: Bedeutende Verlage wie Stroefer, Nister, Schaller und Löwensohn hatten hier ihren Sitz. Die Ausstellung im Ausstellungsraum, Schuhstraße 1a, ist von 10. bis 30. November Montag bis Freitag von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Führungen finden am donnerstags um 14.00 Uhr und sonntags um 15.00 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.

Krieg und Frieden: eine Sammlung von Geschichten Anekdoten, Märchen und Gedichten / hrsg. von Ludwig Schröder. Nürnberg: E. Nister, 1916.
Krieg und Frieden: eine Sammlung von Geschichten Anekdoten, Märchen und Gedichten / hrsg. von Ludwig Schröder. Nürnberg: E. Nister, 1916.

Die Begeisterung für das Militär prägte im deutschen Kaiserreich nahezu alle Lebensbereiche. Die weit verbreitete Überzeugung, Kriege seien ein gerechtfertigtes Mittel der Politik, hatte auch Auswirkungen auf die Pädagogik. Ziel der Erziehung war es, bei den Kindern „vaterländisches“ Bewusstsein zu erzeugen und die vielgerühmten deutschen Tugenden wie Ordnung, Fleiß, Pünktlichkeit, Ehr- und Pflichtgefühl sowie Vaterlandsliebe zu fördern. Dabei wurde jedoch streng zwischen Mädchen und Jungen unterschieden.

Während die Mädchen die deutschen Tugenden ausschließlich im häuslichen Kreis ausüben sollten, galt es für einen Jungen als höchstes Ziel, dem Vaterland als Soldat zu dienen. Folglich wurde das Militär in vielen Kinderbüchern überaus positiv dargestellt und den Jungen zur spielerischen Nachahmung empfohlen. Die Realität des Krieges wurde bei diesen Schilderungen wohlweislich ausgespart, Kriege und Schlachten wurden verharmlost und verniedlicht. Nicht nur in Jugend-, sondern auch in Kinder-, ja sogar in Bilderbüchern wurden Kriegs- und Soldatenspiele in Wort und Bild dargestellt, wobei die Jungen oft in Uniform und mit entsprechendem militärischem Zubehör abgebildet wurden. Für den Text wurde häufig die Versform gewählt, da sie den Kindern leicht ins Ohr ging und zum Auswendiglernen dieser Lieder und Gedichte anregen sollte. Der Erste Weltkrieg stellte den Höhepunkt dieser Entwicklung dar: Noch nie zuvor waren so viele Kinderbücher über Krieg, Vaterlandsliebe und Soldatenleben erschienen wie in den Jahren zwischen 1914 und 1918.

Es wäre aber ein Irrtum zu glauben, im Ersten Weltkrieg seien ausschließlich Kinderbücher mit kriegerischem Inhalt publiziert worden. Daneben lief wie schon in Friedenszeiten die klassische Kinderbuchproduktion weiter, angefangen von Märchen über Abenteuergeschichten, Bastelbücher, Backfischromane und Erzählungen bis zu Bilderbüchern für die Kleinen, in denen Tiere oder das Alltagsleben im Mittelpunkt standen.

Weitere Informationen:

Dr. Christina Hofmann-Randall
Tel. 09131/85-22158
christina.hofmann@fau.de