Frauen im Gegensatz zu Männern…
Vergleiche zwischen zwei Gruppen können beeinflussen, wie diese wahrgenommen werden
Die Dissertation der Sozialpsychologin Dr. Susanne Bruckmüller, welche unter Betreuung von Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm vom Lehrstuhl für Sozialpsychologie der FAU entstand, zeigt, wie sich bei Vergleichen zwischen Gruppen von Menschen, zuvor bestehende Meinungen verfestigen und sogar oftmals die eine Gruppe im Vergleich zur anderen abgewertet wird.
Das von Bruckmüller entwickelte CURSICO-Modell (Cultural Reproduction of Status Inequalities via Comparative Framing) besagt im Kern, dass bei einem Vergleich zwischen zwei Gruppen implizit eine Gruppe zur Norm erklärt wird und dadurch die andere Gruppe unter gewissen Bedingungen sogar abgewertet wird. Werden z.B. Frauen mit Männern verglichen, macht dies Männer implizit zur Norm und Frauen zur Abweichung von dieser Norm; würden Männer mit Frauen verglichen, wäre es hingegen genau umgekehrt. Aufgrund des höheren Status von Männern in der Gesellschaft ist die erste Vergleichsrichtung jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch häufiger als die zweite. Bruckmüller zeigte anhand mehrerer experimenteller Studien auf, wann solche Vergleiche zu wahrgenommenen Statusunterschieden führen bzw. bestehende Unterschiede verstärken. Hierbei ließ sie Testpersonen Texte lesen, die entweder in der einen oder in der anderen Richtung formulierte Vergleiche enthielten. Anschließend sollten die Teilnehmenden die verglichenen Gruppen bewerten.
Als Ergebnis hielt sie u.a. fest, dass die Vergleichsrichtung in der Formulierung von Gruppenunterschieden vorhersagbare Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Gruppen sowie das Selbsterleben der Gruppenmitglieder hat. Auch der Kontext, in dem ein Vergleich stattfindet, spielt eine Rolle, ob stereotype Vorstellungen akzeptiert werden. So spielt die Richtung eines Vergleichs zwischen Männern und Frauen im neutralen Themenkontext „Freizeit“ eine geringe Rolle, während bei vorgeprägten Themenkontexten wie etwa „Führung“ die gewählte Vergleichsrichtung die Akzeptanz von Statusunterschieden und eine Verfestigung von stereotypen Vorstellungen bewirken kann.
Für ihre Arbeit erhielt Dr. Susanne Bruckmüller vergangenes Jahr den Joachim Matthes und Walter Toman-Preis der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie der FAU und aktuell den Heinz-Heckhausen-Jungwissenschaftlerpreis der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Bruckmüller lehrt mittlerweile als Juniorprofessorin an der Universität Koblenz-Landau.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm
Tel.: 09131 85-22307
andrea.abele-brehm@fau.de