Christian Schmidt
Interview mit Christian Schmidt, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
Christian Schmidt, seit 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages, leitet heute das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Von Dezember 2013 bis Februar 2014 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Zuvor hat er dieses Amt acht Jahre lang beim Bundesminister der Verteidigung wahrgenommen.
Christian Schmidt hat an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Rechtswissenschaften studiert und dort 1985 sein Zweites Juristisches Staatsexamen abgelegt. Bereits ab 1973 war er als Mitglied der Jungen Union und ab 1976 in der CSU aktiv. Er wurde 1957 in Obernzenn geboren.
Sie haben an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) Jura studiert und dort 1985 Ihr zweites Staatsexamen abgelegt. Weshalb haben Sie sich für das Fach Rechtswissenschaften entschieden?
Es war mein Jugendwunsch, Jurist zu werden. Nachdem ich in Deutsch, Latein und Mathematik mich zuhause fühlte, fiel dann meine Studienentscheidung zugunsten der Rechtswissenschaften aus, gegen meine anderen favoriten Geschichte und Theaterwissenschaften.
Wenn Sie an Ihre Studienzeit in Erlangen zurückdenken, welche Erinnerungen werden wach?
Ich habe sehr gute und angenehme Studienerinnerungen: Die Nähe zu den Professoren und Lehrstühlen und natürlich das Studentenleben einschließlich der Bergkirchweih. Das Erlanger universitäre Kulturgut ‚Pfingstferien‘ konnten wir noch genießen.
Haben Sie noch Kontakt zu Ihren ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen?
Ja, zu einigen sehr eng. Besonders zu meinen Kommilitonen, die wie ich in der Politik gelandet sind, allen voran Innenminister Herrmann und Dagmar Wöhrl.
Während des Studiums engagierten Sie sich bereits politisch u.a. in der Jungen Union Mittelfranken. Haben Sie von Anfang an eine politische Karriere angestrebt? Hätten Sie damals schon gedacht, dass Sie einmal Bundesminister werden würden?
Ich habe nicht beschlossen, Politiker zu werden, sondern eher würde ich sagen, dass ich da so ‚hineingeschlittert‘ bin, weil wohl mein Verständnis von Einsatz für die Allgemeinheit mich dahin gebracht haben. Minister als Amt war weit weg.
Weshalb passt das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft zu Ihnen?
Als CSU-Politiker ist man immer nah an den Menschen dran. Die Themen des ländlichen Raums spielen in meinem Wahlkreis eine wichtige Rolle und waren mir auch schon vor dem Ministeramt gut vertraut. Dazu kommt, dass ich ja in einem Elternhaus aufgewachsen bin, der einen Landhandel betrieb.
Also vom Saatgut bis zu Landmaschinen ist mir da schon von klein auf viel begegnet. Wer medienverliebt und ein Talkshowjunkie ist, kann dieses Amt schlecht ausüben. Er muss Überblick, Strukturiertheit, Intellekt und Umgang mit Menschen mögen und hartnäckig sein.
Was ist für Sie die wichtigste Aufgabe als Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft?
Ich will zum einen „Lust aufs Land“ machen, also sowohl der Stadt-Bevölkerung zeigen, wie sehr sie vom ländlichen Raum profitieren kann, mit Vorurteilen aufräumen, als auch die Bevölkerung auf dem Land stärken. Der ländliche Raum ist das Rückgrat unseres Landes.
Und ich will den kritischen Verbraucher und die engagierte Lebensmittelbranche zueinander bringen, das Tierwohl in unseren Ställen und in der Tierzucht stärken. Tierwohl und Ökonomie sind kein Gegensatz. Erlangen als Großstadt auf dem Lande war für mich hierfür eine gute Verständnissphäre.
Sie sind seit fast einem Vierteljahrhundert im Bundestag. Was hat sich aus Ihrer Sicht seitdem am meisten in der Politik verändert?
Die Schnelligkeit, die Kommunikationsrevolution, manche Ent-Stilisierung, die ich mir ab und an zu bedauern erlaube.
Können Sie jungen Menschen heutzutage empfehlen, sich in der Politik zu engagieren?
Vollkommen! Vor allem dann, wenn man Politik als Aufgabe im Staat und nicht als reines Gruppenerlebnis versteht.
Welche Rolle spielen Netzwerke für Sie – beruflich und privat?
Eine mittlere – man trifft sich im Leben ja immer zweimal. Netzwerke helfen – nun auch in meinem jetzigen Amt, mein großer internationaler Bekanntenkreis.
Womit beginnt und endet für Sie ein perfekter Tag?
Mit guten Meldungen früh in den Nachrichten und dann mit dem Gefühl, substantiell etwas bewirkt zu haben.