FAU-Fernweh: Viele Wege führen ins Ausland
Egal ob ein Gastsemester an einer ausländischen Universität oder ein Praktikum bei einem internationalen Unternehmen – viele Wege führen ins Ausland. Und immer mehr Studierende nehmen die Chance wahr, auch an der FAU.
In der Reihe „Fernweh“ stellen wir regelmäßig Studierende vor, die entweder den Weg von der FAU ins Ausland oder aber den Weg hier zu uns an die FAU gefunden haben. Heute erzählt Mira, die an der FAU Zahnmedizin studiert, von ihrem Aufenthalt in Nepal.
In welchem Land warst du und was hast du dort gemacht?
Ich war mit zwei Freundinnen aus meinem Studiengang für insgesamt zwei Monate in Nepal. Einen Monat lang haben wir dort Freiwilligenarbeit im Dhulikhel Hospital gemacht, wo wir Patienten behandeln, Zähne ziehen und bei OPs assistieren durften. Das Krankenhaus ist sehr groß und weist auch von der Zahnmedizin über Augen- und HNO bis zur Schönheitschirurgie alles auf. Es ist in einem sehr guten Zustand, vor allem, weil sich der Klinikleiter, Dr. Ram, an den europäischen Standards ausrichtet. Den zweiten Monat haben wir dafür genutzt, um das Land besser kennen zu lernen. Wir waren beispielsweise im Langtang-Gebirge tracken, haben ein Kloster besucht und gesehen, wie die Mönche dort leben. Außerdem haben wir ziemlich viele Städte besichtigt und waren sogar Paragleiten.
Warum hast du dir Nepal ausgesucht?
Das Land habe ich mir ausgesucht, weil ich einerseits außerhalb Europas sein wollte, andererseits wollte ich unbedingt in ein armes Land reisen, um den Menschen dort zu helfen. Die Ausbildung zum Zahnmediziner hier in Erlangen ist sehr gut, so dass ich mein Können und Wissen da einsetzen wollte, wo auch starker Bedarf an Hilfe ist.
Darüber hinaus habe ich eine solche Erfahrung auch als eine persönliche Herausforderung gesehen. Ich wollte wissen, wie die Menschen dort leben, wie alles funktioniert und eben was anderes sehen, wie Deutschland, wo es uns ja an nichts fehlt.
Was hat dich überrascht?
Überrascht hat mich das ganze Land an sich. Im ersten Moment war es wirklich ein Kulturschock. In den Städten ist unheimlich schlechte Luft und viel Smog. Die Sanitäranlagen lassen sehr zu wünschen übrig, das Leitungswasser kann keinesfalls getrunken werden. Besonders die Familien im Gebirge sind sehr arm. Zum Teil wohnen bis zu acht Personen in einer kleinen Steinhütte und leben von einer Feuerstelle und ihrem eigenen Vieh. Trotz dieser Armut hat mich an diesen Menschen sehr berührt, dass sie eine wahnsinnig große Zufriedenheit und Glückseligkeit ausstrahlen und sehr gastfreundlich sind. Obwohl diese Familien selbst fast nichts besitzen, haben sie regelrecht darauf bestanden, ihr Essen mit uns zu teilen. Für die Menschen dort waren wir, glaub ich, wie Außerirdische. Sie haben uns immer und überall angestarrt.
Ein besonderer Blickfang waren außerdem die Frauen. Sie sind immer perfekt geschminkt und tragen wunderschöne bunte Gewänder – die Saris –, die immer auch farblich aufeinander abgestimmt sind.
Überrascht hat mich etwas die Tatsache, dass das Kastensystem in den Köpfen der Menschen sehr vorherrscht. Sie haben uns öfter erzählt, dass es für sie undenklich wäre, wenn die eigene Tochter oder der Sohn einen Partner aus einer niederen Kaste hätte.
Ein besonderes Erlebnis, das mich sehr erschreckt hat, waren die Feierlichkeiten zu Silvester, das je nach Mondstand auf einen Tag im April fällt. Wir haben das Jahr 2071 gefeiert, allerdings nicht – so wie man es hier gewohnt ist – mit Feuerwerken, sondern dort wurden Tiere – Hühner, Ziegen, etc. – geschlachtet, um sie den Hindu-Göttern zu opfern.
Wie bist du an diese Stelle im Krankenhaus gekommen?
Auf das Krankenhaus bin ich über die Seite des Zahnärztlichen Austauschdienstes (ZAD) aufmerksam geworden, auf der auch Erfahrungsberichte zu lesen waren. Daraufhin habe ich einen nepalesischen Arzt, der dort im Krankenhaus arbeitet und als Koordinator tätig ist, kontaktiert. Die Zusage kam relativ schnell. Da es extra eine Unterkunft für freiwillige Helfer gibt, die sogar nur 1,80 Euro am Tag kostet, mussten wir uns auch bezüglich der Unterkunft um nichts weiter kümmern. Lediglich ein Visum mussten wir beantragen.