Physik und Medizin rücken enger zusammen

Markgraf vor dem Schloss
Markgraf vor dem Schloss (Bild: FAU/Georg Pöhlein)

FAU und Max-Planck-Gesellschaft gründen gemeinsames Zentrum

Eine weltweit einmalige Einrichtung, die mathematisch-physikalische Grundlagenforschung und klinische Forschung zusammenbringt, entsteht in den kommenden drei Jahren in Erlangen: ein Max-Planck-Zentrum für Physik und Medizin als ein Gemeinschaftsprojekt zwischen dem Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts (MPL), der FAU und dem Universitätsklinikum Erlangen. In dem Zentrum sollen mehr als 100 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen physikalische und mathematische Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung auf patientenrelevante Fragen aus der Medizin anwenden. Die bayerische Staatsregierung unterstützt den Aufbau im Rahmen ihrer kürzlich beschlossenen Nordbayern-Initiative mit rund 60 Millionen Euro.

Obwohl die biomedizinische Forschung in den vergangenen Jahrzehnten bemerkenswerte Fortschritte gemacht hat, um zu verstehen, wie Zellen auf molekularer Ebene funktionieren, sind weiterhin viele Fragen zur Entstehung, Diagnostik und Therapie von Krankheiten offen. Dabei wird immer deutlicher, dass vielen wichtigen zellbiologischen Vorgängen physikalische Prozesse zugrunde liegen. Die neue Einrichtung will sich deshalb auf naturwissenschaftliche Grundlagenforschung im Bereich der Struktur, Organisation, Dynamik und Funktion von Zellen und deren Zusammenspiel in Geweben und Organen spezialisieren. Dies soll zu wissenschaftlichen Durchbrüchen in der Biomedizin führen, die dann wiederum Patienten schneller zu Gute kommen.

Ein wesentlicher Forschungsschwerpunkt des Zentrums wird der Raum zwischen den Körperzellen sein: Welche Stoffe kommen dort vor und welche elektrische, chemische oder mechanische Wechselwirkungen finden statt? Ein weiteres wichtiges Thema werden die Kräfte sein, die Zellen verformen oder deren Beweglichkeit beeinflussen. Tumorzellen zum Beispiel unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Mechanik wesentlich von gesunden Zellen. Darüber hinaus werden sich die Forscherinnen und Forscher damit beschäftigen, welche physikalischen Vorgänge bestimmen, wie sich Zellen in komplexen Netzwerken gegenseitig beeinflussen. Wenn sich nämlich isolierte Störungen einzelner Zellen auf ein gesamtes Organ ausbreiten, kann dies gravierende gesundheitliche Probleme hervorrufen und sogar zu Organversagen führen.

Erlangen als idealer Standort für die Kooperation

Erlangen bietet sich mit seinen hochkarätigen Wissenschaftseinrichtungen – Universität, Universitätsklinikum, Max-Planck-Institut, Fraunhofer-Institute – sowie einer Vielzahl von Unternehmen, die auf diesen Gebieten tätig sind, als idealer Standort für ein solches Zentrum an. Die von MPL und FAU gemeinsam betriebene Institution wird eng mit der Naturwissenschaftlichen und der Medizinischen Fakultät sowie dem Translational Research Center (TRC) des Universitätsklinikums Erlangen zusammenarbeiten. Dementsprechend wird für den geplanten Neubau ein Standort in unmittelbarer Nähe zum TRC auf dem Klinikumsgelände favorisiert.

Damit ein derartiges Projekt ein Erfolg wird, ist eine enge Kooperation der beteiligten Partner unerlässlich. So wird die Max-Planck-Gesellschaft ihrem Erlanger Institut für die Physik des Lichts eine zusätzliche Abteilung, die sich optischen Untersuchungen in der Biomedizin widmet, einen wissenschaftlichen Servicebereich sowie eine Forschungsgruppe finanzieren. Auf Seiten der FAU werden zwei Lehrstühle für experimentelle Biophysik und für Biomathematik in der Naturwissenschaftlichen Fakultät sowie eine Forschergruppe in der Medizinischen Fakultät entstehen. Drei weitere Forschergruppen sollen aus Industrie- und öffentlichen Forschungsgeldern bezahlt werden.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Karl-Dieter Grüske
FAU-Präsident
Tel.: 09131 / 85-26600
praesident@fau.de

Prof. Dr. Vahid Sandoghdar
Direktor am MPL
Tel.: 09131 / 6877-200
vahid.sandoghdar@mpl.mpg.de