Früh an der Schule Praxiserfahrung sammeln
Innovative Lehrerbildung an der FAU verbindet Theorie und Praxis der Mittelschule
Wer nach dem Studium Tag für Tag vor 30 Teenagern steht und ihnen Mathe, Deutsch oder Englisch näherbringen will, erlebt manchmal einen wahren Praxisschock. Dass jedoch Lehrerbildung heutzutage alles andere als praxisfern sein muss, zeigt die Ausbildung von Haupt- bzw. Mittelschullehrkräften an der FAU. In verschiedenen Modulen sammeln die Lehramtsstudierenden wertvolle Praxiserfahrung für ihren späteren Beruf.
Ergebnisse und Weiterentwicklungen des Modellversuchs präsentiert heute Prof. Dr. Thomas Eberle gemeinsam mit seinen Mitarbeitern den Unterstützern des Modellversuchs: dem Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Bertram Brossardt, dem Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, sowie Vertretern aus Hochschulen, Regierung und Schulämtern.
„Mit den von uns betreuten Modulen zeigen wir, dass das Lehramtsstudium keineswegs nur theoretisch sein muss. Die Studierenden bekommen bereits früh Einblicke in ihren späteren Berufsalltag und reflektieren diesen vor dem Hintergrund von Theorien, wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und eigenen Erfahrungen“, sagt Prof. Dr. Thomas Eberle, Lehrstuhl für Schulpädagogik mit Schwerpunkt Mittelschule an der FAU – der einzige Lehrstuhl in Bayern übrigens, der sich spezifisch dieser Schulart widmet.
In dem Modellversuch für innovative Lehrerbildung verknüpft Eberles Lehrstuhl Theorie mit Praxis. So erhalten die Studierenden – in Kooperation mit Seminarrektoren – Einblicke in das Referendariat: In Seminaren werden die Studierenden zunächst darauf vorbereitet, welche Kriterien einen guten Unterricht ausmachen, zusammen mit Referendaren bereiten sie dann eine Unterrichtsstunde vor und halten diese. Im Anschluss wird die gehaltene Stunde reflektiert. In Seminaren mit Jugendsozialarbeitern an Schulen und Professoren des Fachbereichs Soziale Arbeit der TH Nürnberg lernen die angehenden Mittelschullehrer zudem an Fallbeispielen, wie der Alltag an Schulen aussieht oder bei welchen Beratungsstellen sie sich Hilfe holen können. Zudem integrieren die Lehrstuhlmitarbeiter die Studierenden in Forschungsprojekte zur Verbesserung der schulischen Praxis, beispielsweise zur Umsetzung von Inklusion in Schulen.
In einem weiteren Projektmodul, genannt „Fördern, Forschen, Lernen“, erhalten die Studierenden für die Dauer eines Schuljahres einen besonderen Praxiszugang durch die Gestaltung von Arbeitsgruppen an Schulen in den Landkreisen Nürnberg, Fürth und Erlangen. In diesem Schuljahr zum Beispiel entwickelten Schüler und Studierende an der Mittelschule Altdorf Arbeitsmaterialien für den Unterricht, unter anderem ein Modell des Wasserkreislaufs. Eine andere Gruppe entwickelte an der Adalbert-Stifter-Schule Nürnberg für neu angekommene jugendliche Migranten eine Gebrauchsanweisung, die als Sprachführer und Ratgeber zu den Themen Jugendschutz und Freizeitmöglichkeiten dient. An mehreren Schulen bereiteten die Lehramtsstudierenden die Schüler auf den Qualifizierenden Mittelschulabschluss vor und brachten ihnen effektive Lerntechniken bei.
Zudem unterstützen die Studierenden im Projektmodul einzelne Schüler auf der Basis professioneller Förderpläne. „Die Studierenden sammeln sehr früh wertvolle Praxiserfahrung und stoßen dabei manchmal auch an ihre Grenzen“, erklärt Projektleiterin Elvira Brandl. Doch das ist kein Problem, da schwierige Situationen mit den Ansprechpartnern an Schule und Universität aufgearbeitet und die Studierenden auf ähnliche Situationen gezielt vorbereitet werden können. „Diese Erfahrungen erweitern ihr Handlungsrepertoire ungemein“, erklärt Brandl.
Viele Elemente dieser innovativen Lehrerbildung waren nur dank der Unterstützung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und des Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst möglich. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft finanzierte einen Projektmanager für den Zeitraum von sechs Jahren. Das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst unterstützte unter anderem durch die Abordnung einer Lehrkraft.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Thomas Eberle
Tel.: 0911/5302-131
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