Studierende der FAU treffen auf Nobelpreisträger Günter Grass

Das Erlanger Poetik-Kolleg besuchte den Schriftsteller Günter Grass in seiner Werkstatt.
Das Erlanger Poetik-Kolleg besuchte den Schriftsteller Günter Grass in seiner Werkstatt. (Bild: Erlanger Poetik-Kolleg)

Er ist einer der ganz großen der deutschen Literaturszene: Günter Grass. 20 Studierende der FAU durften nun im Rahmen des Erlanger Poetik-Kollegs mit dem Nobelpreisträger in seiner Schreibwerkstatt über seine Werke diskutieren. Und erhielten dabei auch Einblicke in seine Notizbücher.

Ausführlich beantwortete Grass die zahlreichen Fragen der Studierenden und diskutierte mit ihnen sein Werk: Über das Verhältnis von Schreiben und Zeichnen, grafische Arbeitspläne, die eigene Arbeitsweise und das Schreiben eines Romans am Computer, der Wechsel zwischen Prosa und Lyrik, die Selbstvermessung mittels der Lyrik, Formzwang, dominante Figuren wie Oskar Matzerath, die Gruppe 47, die Zunft der Germanisten und noch viel mehr gab der Nobelpreisträger bereitwillig Auskunft. Dabei war es das erste Mal, dass die Teilnehmer des Erlanger Poetik-Kollegs den Gastpoeten zusammen mit den Seminarleitern Susanna Brogi, Victoria Gutsche und Gunnar Och besuchten, normalerweise findet die Seminarsitzung in Erlangen statt.

Neben dem Besuch bei Günter Grass besichtigten die Studierenden auch das Günter Grass-Haus, wo Museumsleiter Jörg-Philipp Thomsa das Ausstellungskonzept des Hauses erklärte und durch die Ausstellung führte. Zudem erhielten die Teilnehmer einen vertieften Einblick in das Werk des bildenden Künstlers: Gezeigt und erläutert wurden neben Terrakotten und Bronzen vor allem Lithografien und Radierungen. Ein besonderes Schmankerl wartete am Ende auf die Studierenden: ein Blick in die Blindbücher von Günter Grass, der es ihnen ermöglichte, seine Arbeitsprozesse nachvollziehen zu können.

Bevor es auf Exkursion nach Lübeck ging, hatten sich die Studierenden mit drei Sitzungen, in denen sich die Seminarteilnehmer mit dem umfangreichen Werk von Günter Grass auseinandersetzten, auf das Treffen vorbereitet: Besprochen wurden neben den Romanen „Die Blechtrommel“, „Hundejahre“, „Der Butt“, „Das Treffen in Telgte“, „Ein weites Feld“ und „Grimms Wörter“ auch lyrische Texte sowie Grafiken und Titelbilder. Das Spiel mit Erzählerstimmen, der Versuch, dem Autor hinter dem Text auf die Schliche zu kommen, der Zwang, über die Vergangenheit schreiben zu müssen, die Überblendung verschiedener historischer Ereignisse, das zugrundeliegende Geschichtsbild, Grass‘ Begriff der Vergegenkunft, Intertextualität im Werk, Märchenhaftes und Phantastisches, die Suche nach der angemessenen Form, das Verhältnis von Schreiben und Zeichnen sowie Grass als bildender Künstler – all dies waren Themen, die im Seminar behandelt wurden und die bei den Studierenden Fragen aufwarfen, die sie dann mit Günter Grass erörterten.

Das Erlanger Poetik-Kolleg

Die Sitzungen des Erlanger Poetik-Kollegs unterscheiden sich von den in Deutschland sonst üblichen Poetik-Dozenturen: So finden keine Dichterlesungen oder Poetikvorlesungen statt – vielmehr diskutieren die Studierenden gemeinsam über die Texte der Gastpoeten. So erhalten sie die Möglichkeit, in einem relativ kleinen Kreis Literaturbeziehungen zu erörtern und etwas über den kulturhistorischen Horizont zu lernen. Das Erlanger Poetik-Kolleg ist auch online zu finden: www.poetik-kolleg.phil.uni-erlangen.de

Weitere Informationen:

Dr. Victoria Gutsche
Tel.: 09131/85-22910
victoria.gutsche@fau.de