Die Suche nach dem perfekten Look
Wenn die Sorge um das Aussehen zur Qual wird – Studienteilnehmerinnen ab 18 Jahren gesucht
Das gesellschaftliche Schönheitsideal umgibt uns täglich: Castingshows wie Germany‘s Next Topmodel suchen nach dem Mädchen mit dem „perfekten Look“. Wer die Beschäftigung mit dem eigenen Spiegelbild als Qual erlebt, der leidet unter Umständen an einer Körperdysmorphen Störung (KDS). Diese psychische Erkrankung der „eingebildeten Hässlichkeit“ wurde vor rund 100 Jahren erstmals beschrieben und soll nun im Rahmen einer Studie unter Leitung von Dr. Ines Kollei mit einem „Eyetracker“ an der Psychosomatischen und Psychotherapeutischen Abteilung (Leiterin: Prof. Dr. (TR) Yesim Erim) des Universitätsklinikums Erlangen näher untersucht werden. Dafür werden ab sofort betroffene Frauen ab 18 Jahren gesucht.
„Unzufriedenheit mit dem eigenen körperlichen Erscheinungsbild ist in unserer Gesellschaft weitverbreitet“, weiß Studienleiterin Dr. Kollei. Bei einigen Menschen ist die Sorge und Auseinandersetzung mit dem Aussehen jedoch besonders ausgeprägt. Die Körperdysmorphe Störung äußert sich in einer starken Beschäftigung mit einem wahrgenommenen Makel in der äußeren Erscheinung. „Der vermeintliche Schönheitsfehler ist für andere Menschen oft nicht zu erkennen oder nicht der Rede wert“, so Dr. Kollei. Bei den Makeln handelt es sich oft um Aspekte des Gesichts: Haut, Haare oder Nase werden als hässlich und entstellt empfunden, obwohl Außenstehende diese Meinung nicht teilen. Prinzipiell kann aber jede Körperregion im Mittelpunkt der Sorge stehen, zum Beispiel auch Körperstatur oder Körpergröße.
Frühzeitige professionelle Hilfe wichtig
Betroffene denken häufig bis zu mehrere Stunden am Tag über ihre äußere Erscheinung nach. „Es kommt auch vor, dass sie stundenlang mit dem Überprüfen des eigenen Aussehens, mit extremem Pflegeverhalten, mit dem Verstecken oder Kaschieren bestimmter Körperbereiche, aber auch mit dem totalen Vermeiden des eigenen Anblicks beschäftigt sind“, weiß die Erlanger Diplom-Psychologin aus Gesprächen mit Patienten. Für Betroffene kann dies mit erheblichem Stress und Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen verbunden sein – zum Beispiel in der Partnerschaft, in der Schule, im Beruf oder im Alltag. Oftmals kommen auch Depressionen oder Angst in sozialen Situationen dazu. Betroffenen fällt es trotz der großen Belastung oft sehr schwer, über ihre Sorgen um das Aussehen zu sprechen. Viele befürchten, in ihrer Besorgnis nicht ernst genommen zu werden. Häufig suchen sie zunächst Hilfe bei Dermatologen, plastischen Chirurgen oder in der Zahnmedizin, um ihr Aussehen zu verändern und zu korrigieren. Dies führt jedoch in der Regel zu keiner Verbesserung des Beschwerdebilds. „Die Sorgen um das Aussehen können so sehr zur Last werden, dass Betroffene daran denken, sich umzubringen“, warnt Dr. Kollei. Deshalb sei es wichtig, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Aktuelle Untersuchung zur Gesichtswahrnehmung mit dem „Eyetracker“
In der klinisch-psychologischen Forschung erweisen sich neue Methoden, die schnell ablaufende und teilweise unbewusste Prozesse der Informationsverarbeitung objektiv messbar machen, immer größerer Beliebtheit. Zu diesen Methoden zählt die Erfassung von Blickbewegungen mithilfe eines „Eyetrackers“. Ein solcher Eyetracker wird in einer aktuellen Studie zur Gesichtswahrnehmung bei Körperdysmorpher Störung eingesetzt. Das Gerät sendet ein Infrarotsignal an das Auge des Probanden und zeichnet Blickbewegungen auf. Diese Blickbewegungen werden in der aktuellen Studie genutzt, um Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsprozesse erkennbar zu machen. Die Untersuchung trägt dazu bei, das Störungsbild der Körperdysmorphen Störung besser zu verstehen, da es dazu bisher nur unzureichende Forschungsergebnisse gibt.
Gesucht werden jetzt freiwillige Teilnehmerinnen, auf die die oben beschriebenen Beschwerden zutreffen. Das Mindestalter beträgt 18 Jahre. Die Teilnahme an der Studie im Uni-Klinikum Erlangen dauert ca. drei Stunden. Die Probandinnen erhalten eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50 Euro sowie auf Wunsch weitere Informationen zum Störungsbild und zur psychologischen Therapie der Körperdysmorphen Störung. Alle im Rahmen der Studie erhobenen Daten werden anonymisiert. Die Projektmitarbeiterinnen unterliegen der Schweigepflicht. Anmeldung und nähere Informationen unter Tel.: 09131 85-44652 oder ines.kollei@uk-erlangen.de.
Weitere Informationen:
Johannes Eissing
Tel.: 09131/85-36102
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