Der Einfluss der Schwerkraft

Nationale Tagung an der FAU: Gravitationsbiologen diskutieren über Einfluss von Schwerkraft auf Zellen

Die Schwerkraft ist von zentraler Bedeutung für das Leben auf der Erde – wird sie verändert, hat das auch Einfluss auf alle Lebewesen, von Einzellern bis zum Menschen. Wie diese Veränderungen aussehen und welche Auswirkungen sie haben, das untersuchen Gravitationsbiologen. Auf ihrer jährlichen Tagung „Erlanger Gravimeeting“, die zurzeit an der FAU stattfindet, diskutieren Experten aus ganz Deutschland und der Schweiz in diesem Fachbereich neue Erkenntnisse und Entwicklungen. Organisiert wird die Veranstaltung von der Arbeitsgruppe von PD Dr. Michael Lebert vom Lehrstuhl für Zellbiologie der FAU.

Ob in der Medizin oder der Botanik: Wie veränderte Schwerkraft – egal ob mehr oder weniger Gravitation – biologische Prozessen in Zellen beeinflusst, ist für viele Bereiche wichtig. „Erkenntnisse aus der Gravitationsbiologie kommen beispielsweise in der Flugmedizin zum Einsatz, auch die Reisekrankheit, die durch einen intersensorischen Konflikt der Sinnesorgane entsteht, erforscht man mithilfe von Experimenten in der Schwerelosigkeit“, erklärt Dr. Sebastian M. Strauch vom Lehrstuhl für Zellbiologie.

Dementsprechend vielfältig sind auch die Beiträge auf der „Gravimeeting“, die Bandbreite reicht von der Grundlagenforschung über Biofuel bis hin zur menschlichen Krebs- und Immunforschung. Teilnehmer von zwölf Universitäten aus Deutschland und der Schweiz sowie Partner aus der Industrie und von der Deutschen Agentur für Luft- und Raumfahrt tauschen sich an der FAU über bisherige Ergebnisse aber auch zukünftige Projekte aus.

 Eine Alge in der Schwerelosigkeit

Die FAU-Forscher um PD Dr. Lebert beschäftigen sich in ihren Forschungen unter anderem mit der einzelligen Grünalge Euglena gracilis: Erst im April diesen Jahres schossen sie ein Aquarium mit der Alge an Bord ins All, im September ging der einzellige Organismus auf einen Parabelflug. Mit diesen Experimenten wollen die Wissenschaftler herausfinden, wie sich die Alge in der Schwerelosigkeit verhält und wie sie sich daran anpasst. Zudem wollen sie so darüber Aufschluss erhalten, wie Einzeller in der Lage sind, Richtungen wahrzunehmen – etwas, wofür Mensch und Tier mehrere komplexe Organe ausgebildet hat. Auf der Tagung präsentieren die Forscher erste Ergebnisse.

Außerdem erforschen die Zellbiologen in der Schwerelosigkeit einen Rieselfilter, der später einmal zur (Ab-)Wasserbehandlung in unerschlossenen Regionen verwendet werden kann – aber auch in Satelliten oder Raumstationen. Der Filter beherbergt verschiedene Bakterien, die im Urin das für die Umwelt giftige Ammoniak zu Nitrat, also einem Dünger, abbauen.

Weitere Informationen:

Dr. Sebastian M. Strauch
Tel.: 09131/85-28222
sebastian.m.strauch@fau.de

PD Dr. Michael Lebert
Tel.: 09131/85-28217
michael.lebert@fau.de