„Wir transplantieren vorerst weiter Lebern“

Schließungsbescheid soll überprüft werden

Mit Unverständnis reagierten die Mitglieder des Klinikumsvorstandes des Universitätsklinikums Erlangen gestern Abend (07.10.13) auf den Bescheid, den das Bayerische Gesundheitsministerium im Einvernehmen mit dem Wissenschaftsministerium per Einschreiben an den Ärztlichen Direktor des Uni-Klinikums, Prof. Dr. Dr. h. c. Heinrich Iro, geschickt hatte. Darin heißt es, dass mit Wirkung vom 01. Januar 2014 das Universitätsklinikum Erlangen nur noch „für die Übertragung der Organe Herz, Niere und Bauchspeicheldrüse verstorbener Spender sowie für die Entnahme und Übertragung des Organs Niere lebender Spender“ zugelassen sein soll. Das Lebertransplantationsprogramm soll geschlossen werden. „Wir verstehen diesen Bescheid nicht, deshalb hat der Klinikumsvorstand gestern einstimmig beschlossen, dagegen vor dem Bayerischen Verwaltungsgericht in Ansbach zu klagen“, sagte Prof. Iro heute.

Mit der Klage möchte der Klinikumsvorstand Zeit gewinnen, um die Tragfähigkeit der vom Gesundheitsministerium im Bescheid vom 23.09.2013 vorgetragenen „strukturpolitischen Grundsatzentscheidung“ juristisch überprüfen zu lassen. „Die guten Strukturen des Erlanger Lebertransplantationszentrums wurden von zwei unabhängigen Expertengremien gelobt. Weder die Kommission der Bundesärztekammer noch die so genannte Mühlbacher-Kommission haben bei einer Prüfung aller Lebertransplantationen der Jahre 2007 bis 2012 nennenswerte Verstöße festgestellt“, sagte Prof. Iro.

Seit Gründung des Erlanger Lebertransplantationsprogramms im Jahr 1992 wurden 361 Lebern transplantiert. In Erlangen wird mit 52 Patienten die zweitgrößte bayerische Warteliste für Lebertransplantationen geführt. „Wir haben in Nordbayern die längste und umfassendste Erfahrung mit Organtransplantationen. Es ist völlig unverständlich, warum die Lebern jetzt aus unserem Transplantationszentrum herausgerissen werden sollen“, sagte Prof. Iro. Das spare weder Kosten, noch erhöhe es das Engagement für Organentnahmen.

Das Uni-Klinikum sei zu Recht im vergangenen Jahr mit dem Bayerischen Organspendepreis ausgezeichnet worden. „Wir klagen aus Verantwortung für unsere Patienten und hoffen, dass das Gesundheitsministerium und das Wissenschaftsministerium ihre Entscheidungen überdenken.“ Da die Klage eine aufschiebende Wirkung für den ministeriellen Bescheid habe, würden bis auf weiteres in Erlangen Lebern transplantiert.

„Wir tun dies mit sehr gutem Erfolg in enger Kooperation mit den Transplantationsexperten der LMU München. Dieses Kooperationsmodell gilt als ein Leuchtturmprojekt in der deutschen Transplantationsmedizin, weil es den Chirurgen beider Zentren ermöglicht, direkt voneinander zu lernen“, so Prof. Iro. „Wir hoffen, dass der ministerielle Akt hier jetzt nicht vorschnell das Licht ausknipst.“

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Johannes Eissing
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