Ringvorlesung: Vom Nutzen der Zweideutigkeit

Ab 30. Oktober, 14-täglich Dienstag, 18.15 Uhr, Aula des Erlanger Schlosses

Frau, Mann. Katholik, Protestant, Muslim. Brauchen Menschen diese eindeutigen Zuordnungen, um ihre Welt zu strukturieren? Und wie gehen wir mit Mehrdeutigkeiten um? Dieser Frage geht die Universitäts-Ringvorlesung der FAU im Wintersemester nach, Titel ist: „Vom Nutzen der Zweideutigkeit – Ambiguität als Chance und Problem“. Die Vortragsreihe startet am 30. Oktober, um 18.15 Uhr und findet im Zwei-Wochen-Takt in der Aula des Erlanger Schlosses statt.

Die Vorträge nähern sich dem Phänomen aus unterschiedlichen Perspektiven: Der Begriff der Ambiguität ist heute überall da zu finden, wo es um Zwei-, Mehrdeutigkeiten und Uneindeutigkeiten geht. Prominente Verwendung findet der Begriff in der Sprach- und Literaturwissenschaft, wie dies die Vorträge von Prof. Dr. Christof Landmesser zum biblischen Kanon und Prof. Dr. Christiane Witthöft zur mittelalterlichen Literatur ausführen werden. Auch im religiösen Leben spielen die Spannungen zwischen Ein- und Mehrdeutigem eine entscheidende Rolle. Das werden Dr. Tarek Badawia und Dr. Abbas Poya am Beispiel Islam und die Historikerin Prof. Dr. Birgit Emich am konfessionellen Zeitalter erläutern.

Da aber viele Phänomene mehrdeutig sein können, begegnet einem das Phänomen in fast allen Bereichen des menschlichen Lebens. Überall dort, wo Komplexität reduziert werden muss oder die Pragmatik zum Handeln zwingt. Dr. Nadine Metzger wird hierzu exemplarisch das naturwissenschaftliche Körperbild um 1900 thematisieren. Bis heute ist die Medizin ein Feld, wo es keine Eindeutigkeit gibt. Sind Geschlechtskorrekturen bei intersexuellen Menschen extreme Beispiele des Angleichens an eine Norm, so sind in der Medizin genutzte Werte, wie Cholesterin oder die Höhe der Körpertemperatur nichts anderes als statistisch vereindeutigte Mehrdeutigkeiten.

Weitere Informationen:

Dr. Lars Allolio-Näcke
Tel. 09131/85-26506
lan@plattform-anthropologie.de