6 Millionen Euro für bessere Arzneimitteltherapie bei Kindern und Jugendlichen
Universitätsklinikum Erlangen startet Forschungsprojekt
„Die Arzneimitteltherapie bei Kindern ist schwieriger als bei Erwachsenen, da viele Medikamente ohne ausreichende Prüfung eingesetzt werden und häufig Informationen zur Wirksamkeit, Sicherheit und Dosierung fehlen“, sagt Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Rascher, Direktor der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen. Die EU fördert jetzt mit 6 Millionen Euro ein Forschungsprojekt am Uni-Klinikum Erlangen, mit dem die Arzneimitteltherapiesicherheit für Kinder und Jugendliche verbessert werden soll.
Die EU-Kinderarzneimittelverordnung, die Anfang 2007 rechtskräftig wurde, verpflichtet die pharmazeutische Industrie, bei Neuentwicklungen auch einen Plan für die Prüfung an Kindern vorzulegen. „Dies hat zwar die Anzahl der klinischen Studien bei Kindern für neu entwickelte Medikamente ansteigen lassen, aber weiterhin problematisch bleiben Medikamente, die sich schon lange auf dem Markt befinden und für die keine guten Daten aus kontrollierten Studien zur Wirksamkeit und Unbedenklichkeit existieren“, weiß Prof. Rascher. Obwohl es sich um sehr wirksame und häufig eingesetzte Medikamente handelt, sei das Interesse der Pharmaindustrie an Kontrollstudien gering. Jetzt versucht die EU, durch die gezielte Förderung von klinischen Studien bei Kindern und Jugendlichen Abhilfe zu schaffen. Im Rahmen der jüngsten Ausschreibung zu dieser Thematik hat die Erlanger Kinder- und Jugendklinik (PD Dr. Antje Neubert und Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Rascher) 6 Millionen Euro von der EU für ein Forschungsprojekt erhalten.
Das Konsortium des Projekts, das sich aus insgesamt zehn renommierten Institutionen aus ganz Europa zusammensetzt, hat zum Ziel, den lange auf dem Markt befindlichen Wirkstoff Clonidin, der vor allem als blutdrucksenkender Arzneistoff bekannt ist, für den Einsatz als Sedierungsmittel auf pädiatrischen Intensivstationen zu untersuchen. Clonidin wird bisher in der Intensivmedizin auch bei Kindern eingesetzt, ohne dass hierfür hinreichende Evidenz (Nachweis der Wirksamkeit) existiert.
Mit den Ergebnissen des Projekts „CloSed“ will das Konsortium die Zulassung für Kinder und Jugendliche beantragen und somit einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des sogenannten „off-label use“ bei Kindern und Jugendlichen leisten.
Unter der Leitung von PD Neubert werden auch das Center for Clinical Studies (Leitung: Dr. Bernd Gebhardt) sowie die Apotheke (Chefapotheker: Dr. Frank Dörje, MBA) des Uni-Klinikums Erlangen maßgeblich an der Umsetzung des Projekts beteiligt sein.
Informationen für die Medien:
PD Dr. Antje Neubert
Tel.: 09131 85-33118
antje.neubert@uk-erlangen.de