Mit neuem Stationskonzept zu mehr Patientenzufriedenheit

Universitätsklinikum Erlangen legt geschützte getrennt-geschlechtliche Stationen zusammen

Bisher gehört die Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik des Universitätsklinikums Erlangen zu einer Minderheit von Kliniken, die noch getrennt-geschlechtliche geschützte Stationen unterhält – eine für Männer und eine für Frauen. „Das wollen wir zukünftig ändern“, sagte jetzt Klinikdirektor Prof. Dr. Johannes Kornhuber. Die beiden geschützten getrennt-geschlechtlichen Stationen sollen auf einer Station zusammengelegt werden, zumal die Vorteile von einer gemischten Stationen in verschiedenen Studien nachgewiesen wurden. Dadurch steht eine weitere offene Station mit 21 Betten in Erlangen zur Verfügung. „Durch diese Umstrukturierung können wir künftig verhindern, dass wir Patienten auf geschützten Stationen aufnehmen müssen, die eigentlich keiner geschützten Behandlung bedürfen.“ Besondere Schutzräume für traumatisierte Frauen oder Männer sollen aber erhalten bleiben.

„Genauso wie im gesamten Außenbereich und bei unseren therapeutischen Angeboten soll nun auch nach reiflicher Überlegung und Diskussion mit Betroffenen die strikte Geschlechtertrennung im Innenbereich aufgehoben werden“, sagte Prof. Kornhuber. Bereits während der Umbauarbeiten auf den geschützten Stationen in den Jahren 2008 und 2009 waren beide Geschlechter schon einmal zusammengelegt. „Das lief unproblematisch“, so der Klinikdirektor. „In der Vergangenheit konnten wir nicht beobachten, dass eine der bei uns behandelten Frauen eine komplette Abschirmung von Männern gewünscht hätte.“

Auf der geplanten geschützten gemischt-geschlechtlichen Station wird es aber auch abgetrennte Bereiche für Frauen und Männer geben, ebenso wie Rückzugsbereiche für besonders schutzbedürftige Patientinnen und Patienten. Wie bisher werden auch künftig gemischt-geschlechtliche therapeutische Teams im Einsatz sein, so dass die individuelle Behandlung wunschgemäß von einer Frau oder einem Mann übernommen werden kann. Auch getrennt-geschlechtliche therapeutische Angebote sollen erhalten bleiben.

Größere Gesamtzufriedenheit bei Patienten auf gemischten Stationen

Prof. Kornhuber gründet sein Reformkonzept auf zahlreiche Studien, die an verschiedenen Standorten auf geschützten psychiatrischen Stationen durchgeführt wurden. „Es zeigt sich deutlich, dass sowohl die Patientinnen und Patienten, wie auch die therapeutischen Teams mit dem Zustand nach Geschlechtermischung zufriedener sind“, sagte Prof. Kornhuber. Die größere Gesamtzufriedenheit war bei den Patientinnen festzustellen. „Das wollen wir unseren Patientinnen und Patienten nicht vorenthalten, zumal schon 1975 die Psychiatrie-Enquete die Geschlechtermischung gefordert hat.“ Die Hauptvorteile für Patienten sind aus Sicht von Prof. Kornhuber: Beitrag zur Entstigmatisierung durch Verkleinerung des geschützten Bereiches; lebensnähere Simulation der Situation außerhalb der Klinik; Minderung aggressiver Verhaltensweisen sowie Optimierung der körperlichen Eigenpflege und Umgangsformen durch Gegenwart des anderen Geschlechts. 1998 betrieben in Deutschland nur noch 18,6 Prozent der stationären psychiatrischen Einrichtungen getrennt-geschlechtliche Stationen. Dieser Anteil ist in der Folgezeit weiter gesunken. Für Nordbayern gibt es weiterhin eine getrennt-geschlechtliche Station in Würzburg.

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Johannes Eissing
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