Neue Studie zu OP-Technik bei Hirntumorpatienten
Hirntumorpatienten profitieren von standardisierter und objektiver tumorchirurgischer Klassifikation und computerassistierter Neurochirurgie mit höheren Überlebenschancen
Patienten, die einen Hirntumor zum Beispiel in der Nähe des Sprach-, Seh- oder Hörzentrums haben, können computerassistiert mit größerem Erfolg operiert werden. Das ergab jetzt eine internationale Vergleichsstudie der Neurochirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Michael Buchfelder) des Universitätsklinikums Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU).
In der aktuellen Studie werteten Neurochirurgen des Universitätsklinikums Erlangen über 120 internationale klinische Studien zur Tumorchirurgie aus. Grundsätzlich wurden dabei zwei Patientengruppen unterschieden: a) Patienten, deren Tumor in einem funktionell unkritischen Randareal lag und b) Patienten, deren Tumor in direkter Nähe eines funktionellen Gehirnzentrums lag. Während es für die Patientengruppe a) keinen nennenswerten Unterschied im Hinblick auf die Operationsart gab, zeigten die Studien bei der Patientengruppe b) mit einem Tumor in direkter Nähe des Sprach-, Seh- oder Hörzentrums, dass sie mit größerem Erfolg in einem Zentrum mit computerassistierter Neurochirurgie operiert werden konnten. Weiterhin ergab die Studienanalyse, dass für eine optimale Patientenversorgung objektive Volumen- und Funktionsanalysen essenziell sind.
Die Ergebnisse der Erlanger Studie wurden jetzt im internationalen Fachmagazin „Nature Reviews“ veröffentlicht: Ilker Y. Eyüpoglu, Michael Buchfelder and Nic E. Savaskan in Nature Reviews/Neurology: Surgical resection of malignant gliomas – role in optimizing patient outcome; 1/2013, S. 1 ff.
„Durch die Kombination von computerassistierten Operationen, Magnetresonanz-Bildgebung und der Tumor-Fluoreszenz-Visualisierung ‚DIVA‘ im Operationssaal haben wir am Uni-Klinikum Erlangen eine einzigartige Infrastruktur, in der wir auch Hirntumoren, die in direkter Nähe von funktionell wichtigen Hirnregionen liegen, mit höchster Präzision sicher operieren können“, sagte Klinikdirektor Prof. Dr. Michael Buchfelder. „Die aktuelle Studie belegt eindrucksvoll, dass sich die hohen Investitionen in die OP-Technik für unsere Patienten auszahlen.“
Bei der Behandlung von hirneigenen Tumoren steht nach wie vor die operative Therapie an erster Stelle, gefolgt von einer Bestrahlungs- und Chemotherapie. „Dabei sind die präoperative Tumorklassifikation, die Operationsart und der Umfang der Tumorentfernung für den Erfolg der anschließenden Therapie von entscheidender Bedeutung“, sagte PD Dr. Ilker Y. Eyüpoglu. Die Neurochirurgie stand allerdings lange Zeit vor dem Problem, dass Tumoren sich nur sehr schwer von gesundem Hirngewebe und funktionell wichtigen Hirnregionen – wie dem Sprach-, Seh- oder Hörzentrum – unterscheiden. Die Erlanger Neurochirurgen leisteten bei der Lösung dieser Problematik bereits vor rund zehn Jahren Pionierarbeit und entwickelten die Operation mit computerassistierter intraoperativer Magnetresonanz-Bildgebung. Diese kostenintensive Technik haben bis heute in Deutschland neben Erlangen nur sehr wenige neurochirurgische Zentren etabliert.
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