Spezialeinheit für Brustschmerz-Patienten ausgezeichnet

Prof. Dr. Stephan Achenbach
Prof. Dr. Stephan Achenbach, Leiter der Chest Pain Unit am Universitären Herzzentrum Erlangen. (Bild: UK Erlangen)

Brustschmerzen sind ein Alarmzeichen für einen Herzinfarkt. Dann kommt es auf jede Minute an. Oft genug dauert es in Deutschland aber noch Stunden, bevor klar ist, ob der Brustschmerz durch einen Herzinfarkt oder eine andere Ursache ausgelöst wurde. Abhilfe sollen hoch spezialisierte Brustschmerzzentren – so genannte Chest Pain Units (CPU) – schaffen. Am Universitären Herzzentrum Erlangen wurde 2010 die erste CPU in der Metropolregion Nürnberg eingerichtet. Nach drei Jahren wurde das Zentrum jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie erneut mit einem Zertifikat ausgezeichnet.

„Bei der Erlanger Chest Pain Unit handelt es sich um ein innovatives Patientenversorgungssystem, das die Qualität der Notfallversorgung von Patienten mit Brustschmerzen im Großraum Erlangen-Nürnberg optimiert“, erläutert Prof. Dr. Stephan Achenbach, CPU-Leiter und Direktor der Medizinischen Klinik 2 im Universitätsklinikum Erlangen. Nur Einrichtungen, welche die hohen Qualitätskriterien der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie erfüllen, dürfen eine „Chest Pain Unit“ einrichten und entsprechend zertifiziert werden.

Dazu gehören unter anderem eine 24-Stunden-Präsenz von kardiologisch geschultem ärztlichen und pflegerischen Personal, die direkte räumliche Nähe zur Intensivstation und insbesondere zum Herzkatheterlabor mit einer ständigen Verfügbarkeit (365 Tage/24 Stunden), kardiologische Überwachungsplätze, die sofortige Bestimmung von Blutwerten rund um die Uhr sowie die Möglichkeit zur Echokardiografie, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT). „Sehr wichtig ist es, dass jederzeit alternative Ursachen für Brustschmerzen vom Herzinfarkt klar unterschieden werden können“, weiß Prof. Achenbach aus seiner langjährigen Erfahrung als Kardiologe. Andere gefährliche Ursachen von Brustschmerzen können z. B. eine Blutgefäßverstopfung in der Lunge (Lungenembolie) oder ein Einriss der Hauptschlagader (Aortendissektion) sein. Neben dem Universitätsklinikum Erlangen gibt es in der Metropolregion Nürnberg nur noch eine CPU am Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg.

Die Behandlung in der CPU richtet sich nach den strengen nationalen und internationalen Leitlinien der Fachgesellschaften. Dabei werden Art und Schwere der Erkrankung sowie das individuelle Risiko des Patienten berücksichtigt. Die Erlanger Chest Pain Unit erlaubt nach Ansicht von Prof. Achenbach eine sehr schnelle Weichenstellung zur optimalen Diagnostik und Behandlung der Patienten. Patienten mit akutem Herzinfarkt werden direkt in einem der drei Katheterlabore und auf der kardiologischen Intensivstation weiterbehandelt. Haben die Brustschmerzen jedoch eine harmlosere Ursache, können die Patienten auf eine Normalstation verlegt oder zur weiteren Behandlung bei einem niedergelassenen Arzt rasch wieder entlassen werden.

Studien aus den USA zeigen: Chest Pain Units senken Todeszahlen

In Deutschland erleiden jährlich rund 280.000 Personen einen Herzinfarkt – über 60.000 von ihnen sterben daran. „Oft genug liegt dies nur daran, dass die Diagnose verkannt oder zumindest nicht schnell genug korrekt gestellt wird“, sagt Prof. Achenbach. „Beim Herzinfarkt zählt – wie man inzwischen weiß – tatsächlich jede Minute.“ Langjährige Erfahrungen aus den USA zeigen, dass die Anzahl der Todesfälle nach Infarkt durch Chest Pain Units drastisch gesenkt werden können.  Die Chest Pain Unit am Uniklinikum Erlangen ist in die internistische Notaufnahme integriert (Telefon 09131/85-35420). Sie liegt direkt neben der kardiologischen Intensivstation sowie den drei Herzkatheterlabors der Medizinischen Klinik 2 / Kardiologie.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Stephan Achenbach
Tel.: 09131 / 85-35300
stephan.achenbach@uk-erlangen.de