Durch Überzeugung zur Elektromobilisierung der Gesellschaft
FAU-Wissenschaftler wollen der Elektromobilität zum Erfolg verhelfen und starten innovative Mobilisierungs-Plattform
Nicht die Technologie selbst, sondern die Akzeptanz in der Bevölkerung verhindert eine verstärkte Ausbreitung von Elektromobilität. Unter dieser Voraussetzung startet das Forschungsverbundprojekt CODIFeY. Dessen Ziel ist es, aufzuklären, wissenschaftlich qualifiziert zu informieren und mehr Nutzer für Elektromobilität zu begeistern. Mehr noch: Mit Unterstützung von Forschern der FAU sollen innovative Dienstleistungen rund um das Thema e-Mobility entwickelt und umgesetzt werden.
Deutschland, deine Bedenkenträger? Gerade einmal knapp 20.000 Elektrofahrzeuge kurven derzeit auf Deutschlands Straßen. Die allerwenigsten davon sind rein privat angemeldet. Nicht viel, angesichts von mindestens einer Million Elektromobilen, die, so das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2020 auf Deutschlands Straßen fahren sollen. „Seitens der potenziellen Nutzer bestehen heute immer noch Wissenslücken, Erfahrungsdefizite und Akzeptanzprobleme“, erklärt Prof. Kathrin M. Möslein vom FAU-Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik I, Innovation und Wertschöpfung. „Mehr als die Hälfte der möglichen Kunden sagt derzeit noch ‚Nein‘ zum Kauf eines Neufahrzeugs mit Elektromotor.“
Wissensdefizite und Unsicherheit überwiegen
Zwar wird in den unterschiedlichsten privatwirtschaftlichen und öffentlichen Projekten intensiv geforscht und entwickelt, legen Hersteller, Energiedienstleister oder Kommunikationsunternehmen Lösungsszenarien vor. Beim Otto Normalverbraucher kommt davon wenig an: Die Gesellschaft nimmt Elektromobilität als faszinierende Technik wahr, doch es überwiegen Wissensdefizite und Unsicherheit. Viele wissen etwa nicht, welche Möglichkeiten die Technologien bieten. Sie fragen sich, wie genau das Laden eines E-Autos funktioniert oder wie man die Reichweite abschätzen kann – kurz: wie alltagstauglich, sicher und zuverlässig Elektromobilität ist.
Innovativer Ansatz zur Elektromobilisierung der Gesellschaft
Um in der Gesellschaft die Begeisterung für die „Computer auf Rädern“ zu wecken und Nutzerzahlen nachhaltig zu steigern – also die Bevölkerung zu „elektromobilisieren“ – startete nun unter der akademischen Leitung von Prof. Kathrin M. Möslein (FAU) und Prof. Barbara Dinter vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik – Geschäftsprozess- und Informationsmanagement der TU Chemnitz das auf drei Jahre angelegte und vom BMBF geförderte Forschungsverbundprojekt CODIFeY (Community-basierte Dienstleistungs-Innovation für e-Mobility). Prof. Kathrin M. Möslein erläutert: „Bei CODIFeY haben wir es uns zum Ziel gesetzt, neue und überzeugte Nutzer für die Elektromobilität zu gewinnen.“ Die Wissenschaftler fahren dabei zweigleisig: Es gilt, Nicht-Nutzer für Elektromobilität zu interessieren und zu Nutzern zu machen sowie jene zu mobilisieren, die bereits „elektrisch unterwegs sind“. „Unsere Idee ist es, nicht in ausschließlich technologischer Hinsicht zu argumentieren, sondern speziell die soziale Komponente zu beleuchten“, sagt die FAU-Forscherin.
Dreistufiges und verzahntes Modell
Daher bauen die Wissenschaftler nun eine interaktive Online-Community als Mobilisierungs-Plattform auf und folgen dabei einem dreistufigen und verzahnten Komponentenmodell. Zunächst dient ein „Wissensaufbau“ dazu, Informationsmängel zu beseitigen. Hierfür entwickeln die Wissenschaftler facettenreiche Lern- und Lehrmaterialen rund um das Thema Elektromobilität und ihr Nachhaltigkeitspotential, und stellen diese im „Mitmach-Web“ zur Verfügung. Im zweiten Schwerpunkt „Dienstleistungsinnovationen“ sollen innovative Dienstleistungen für die Elektromobilität entwickelt und schließlich auch angewendet werden. Die Interessenten werden im Rahmen von nutzergerechten Innovationsprozessen zu aktiven Mitgestaltern und können ihre eigenen Ideen und Erwartungen einbringen. Auf diese Weise werden in punkto E-Mobilität die Bedürfnisse der Menschen umfassend berücksichtigt und das Marktpotenzial steigt. Schließlich folgt in Stufe drei „Community Analytics“ – die Auswertung der Aktivitäten.
„Mit CODIFeY wollen wir ein Umdenken der Menschen erreichen und so unseren Teil zum Erfolg der Elektromobilität beitragen“, sagt Prof. Kathrin M. Möslein. Um eine kritische Masse an Mitgliedern zu gewinnen, wird die Online-Plattform bundesweit etabliert. Als Modellregion und regionaler Schwerpunkt wird dabei die Metropolregion Nürnberg fungieren.
Die FAU ist an CODIFeY mit dem Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik I, Innovation und Wertschöpfung (Leitung: Prof. Dr. Kathrin M. Möslein), dem Lehrstuhl für Marketing (Leitung: Prof. Dr. Andreas Fürst) und dem Lehrstuhl für Nachhaltigkeitsmanagement (CSM) (Leitung: Prof. Dr. Markus Beckmann) beteiligt. Zu den FAU-Forschungspartnern gehören die TU Chemnitz (Leitung: Prof. Dr. Barbara Dinter) sowie das Erlanger Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS mit seiner Arbeitsgruppe Supply Chain Services (Leitung Gruppe Services: Dr. Frank Danzinger). Als Anwendungspartner fungieren die ENERGIEregion Nürnberg e.V., chemmedia AG und HYVE Innovation Community GmbH. Weitere Partner sind ADAC Nord-Bayern e.V., Energie Campus Nürnberg, Erlanger Stadtwerke AG, infra fürth, Stadt Nürnberg sowie der Bundesverband CarSharing e.V.
Weitere Informationen:
Christofer Daiberl
Tel.: 0911/5302-882
christofer.daiberl@wi1.wiso.uni-erlangen.de